Den Jahreswechsel haben wir zwischen trocknenden Bus Türen in der Werkstatt gefeiert.
Unsere Wohnung hatten wir für drei Monate an einen griechischen Arzt untervermietet.
Was für ein Zufall eigentlich und sein Hauptproblem war bloss, ob und wie er die Wohnung heizen könne und ob das extra koste. Was es nicht tut.
Nada… nun, hier in Griechenland sitzend, bei aktuellen minus fünf Grad draussen, sind mir seine Bedenken völlig plausibel geworden. Alle zehn Jahre höchstens sei es so kalt und erst zweimal sei Schnee gefallen hat man uns vorhin bei der Reederei unten am Hafen von Patras gesagt. Völlig nicht normal und politisch motiviert diese Kälte. Ganz sicher seien sie sich, meinen die beiden zwei Kerls die wir in Paleros am Strand unten treffen.

Am 4. Januar 23.47 Uhr also, die Farbe kaum trocken, haben wir den Diesel gestartet, das grosse Tor der Werkstatt weit geöffnet und sind in die einsame, dunkle Nacht gefahren.
Durch den Gotthard sind wir gefahren. Alleine auf den Strassen durch die Alpen, bei einsetzendem Schnee.
Hinter uns folgt die Kältewelle, nach dem milden Dezember Wetter ,netterweise nicht ganz bis hierher. Dachten wir. Was für ein Irrtum auch. Logisch sind wir gerade mitten drin.

Eigentlich verläuft die Reise bisher recht eintönig. Wir fahren km ab. Die Po Ebene im Winter ist nicht mein Ding, im Sommer auch nicht, wir fahren deshalb Autobahn. Kostet uns um die 32 Euro Gebühr. Was soll’s. Wir halten TwinsWerner so bei 80km/h auf der Bahn, was Motor, Getriebe, Herz und Treibstoffverbrauch freut.

Der Verkehr ist ruhig. Seltsam ruhig.
Nach der ersten Uebernachtung in der Nähe von Bellinzona auf einer Raststätte, sind wir weiter nach Brescia gefahren, haben etwas Wein gekauft, das Streusalz vom neuen Lack abgedampft und wieder an der Autobahn übernachtet. Irgendwie habe ich es fertig gebracht nach dem Weinkauf ohne Ticket auf die Autobahn aufzufahren. Was für ein Theater das wohl geben wird.
Zwischen einem Litauischen und einem Polnischen Brumi schön behütet, mal ausgeschlafen, weit bis in die Mittagszeit und nach einem Kaffee bei der nächsten Ausfahrt runter von der Autobahn, ohne zu bezahlen. Da wir ja kein Ticket hatten.
Einfach beim Telepager durch, die Schranke war ja offen. Es wird vermutlich dann etwas Post nachfolgen.
Wieder durch den grossen Kreisel zurück auf die Bahn und weiter via Venedig, Trieste, die paar km durch Slovenien, an die erste Zollstation in Kroatien.

Das Thermometer zeigt minus fünf Grad an. Zwei blonde Damen im Zollhaus fragen nach Ausweisen und Ziel. Kreta sei Ziel und hier die Pässe. Kroatien gefällt mir langsam. Das Personal da ist schon mal nett.
Meine Frau hat einen iranischen Pass. Die Damen vom Zoll finden, da müsste aber noch ein Formular ausgefüllt werden und die drei quatschen schon wie Schulfreundinnen und wir sollen doch vorne warten. Was wir tun.
Ich finde Frauen haben eindeutig das bessere Händchen für so Formularsachen und halte mich da raus.

Beide Zöllnerinnen kommen bald schon zu uns rüber und wollen schnell mal in den Bus schauen.
Sie finden die Kissenbezüge ziemlich stylisch, passend zu den blauen Vorhängen und wollen uns die Pässe bald schon zurückgeben, aber den Vornamen von meinen Schwiegervater und unsere Adresse müssten sie noch haben.
Für die Akten oder so. Und leider hätten sie keine Zeit für eine Tasse Tee, der Chef sei heute grad da. Der Chef aus der Hauptstadt und alle seien jetzt etwas nervös. Ich dachte die schlottern der Kälte wegen.
Den Aufkleber „Asuhsworld.com“ merken sich beide und versprechen uns, Blog und Instagramkanal von meiner Frau zu folgen. Wir würden aber erst in Kreta damit beginnen,
kein Problem, bis dahin könne Frau ja auf WhatsApp und Instagram ausweichen.

Wir fahren weiter und gehen mal tanken. Keine Ahnung was der Liter Diesel wirklich kostet, füllen wir randvoll auf. Kuna ist die Währung hier, morgen wollen wir mal sehen wie der Kurs denn so steht. Wenn überhaupt. Und LPG haben wir auch nachgefüllt. So wegen dem heizen. Seit ich diese LPG Eu App endlich auf das Navi überspielen konnte, ist mir wohl mit der Gassache. Wir haben nämlich bloss eine kleine Tankflasche drin. Bei diesen Temperaturen reicht die drei Tage. Sonst wird der Kaffee kalt.

Die Fahrt der Adria entlang ist in etwas so ereignislos wie ein Stück Treibholz auf dem Mond. Auf den ersten Blick.
Auffallen tun mir die völlige Absenz von Verkehr und weisser Signalisation auf der Strasse.
Dafür entschädigt eine unglaubliche Fahrstrecke für all die Nächte die ich mit schleifen, schweissen, wieder schleifen und lackieren verbracht habe.
Es hat kaum Verkehr. Es ist unglaublich schön so zu fahren. Entspannt packen wir Kurve um Kurve, feilen an der Ideallinie und lehnen uns zurück. Und träumen schon von warmen Tagen bei guter Arbeit auf Kreta.

Der Diesel dreht freudig, endlos viele Kurven liegen schon hinter uns und ich schalte zwischen dem fünften und vierten Gang hin und her. Hin und wieder mal in den dritten, aber eher so informativ.

Wir fahren im Schnitt um die 60 km die Stunde. Genug Zeit um einfach so zu geniessen.
Ich fahre gern mit dem alten Italiener. Das Steuerrad ist schon etwas abgegriffen, die Lenkung aber immer noch ziemlich exakt. Oel- und Wassertemp. sind ziemlich kühler als im Sommer.
Ich habe nach der Autobahn in Italien das Kühlergitter halb abgeklebt um wenigstens etwas Temperatur in den Motor zu kriegen. Der 2.5l Diesel wird auch im Sommer nicht wirklich heiss. Der grosse Kühler geht diesbezüglich kompromisslos vor und kühlt gnadenlos runter, oft zirkuliert das Kühlwasser nur im kleinen Kreislauf.
Der Oeldruck hängt so bei 4 Bar rum, bei diesen Drehzahlen kommt das gut hin.
Im Fussraum herrschen allerdings arktische Temperaturen. Da unten ist eine andere Welt.
Die Heizung vom 280er funktioniert an der Sonne von Sizilien mitten im Sommer eindeutig am besten.
Wir heizen hinten mit der Truma. Nicht dass wir noch von Eiszapfen im Bus erschlagen werden.

Via Zadar und Split erreichen wir bei Dunkelheit Omiš. Dort gibt es einen grossen Parkplatz direkt am Fluss. Hier kochen wir was richtig nettes, schlafen sofort ein und morgens um fünf fahren wir die Serpentinen hoch, machen ein Nachtfoto von der Schlucht und fahren weiter zur Autobahn, einen Kaffee im Bauch, einen weiteren vorne in der Tasse. Ich liebe frühes abfahren, die Ruhe auf den Strassen, das sonore Brummen des Diesel und der Geruch von frischem Kaffee aus der Bialetti. Hin und wieder rettet sich eine Katze über die Strasse, ansonsten schläft die Gegend noch.

Die Autobahn ist ein einem fantastischen Zustand. Es sind mittlerweilen minus 10 Grad draussen und wir sehen einen Lastwagen, drei Autos und einen Verrückten auf einem Motorrad auf der Gegenfahrbahn. In unsere Richtung fährt niemand. Asudeh kocht nun Tee hinten in der Küche und macht ein paar belegte Brote zum Frühstück.
Brot aus Kroatien und Honig aus der Schweiz.
Und es ist noch immer dunkel. Nach dem Autobahnende warten wir beim Zahlhäuschen ein paar Momente lang, das Mädchen war gar nicht gefasst schon jemanden zu sehen.
So früh.
Sie wird leicht rot und fühlt sich ertappt. Ich glaube wir haben weniger bezahlt als üblich. Autotarif. Nicht Kastenwagentarif. Auf der Anzeige stand was anders, als ich bezahlt habe.