wir

verlassen die Schweiz mit einem Flugzeug der erstbesten Airline die nach Kopenhagen fliegt und dort auch landet. Gefeiert werden soll in Malmö. Das Zugticket nach Basel ist knapp gleich teuer wie der Flug. Etwas stimmt nicht.

Der Flug ist vergnüglich, jemand hat Geburtstag und die Kabinencrew macht einen ordentlichen Schabernack deswegen und wir landen grad beim Flughafen, finden den Zug über die Brücke, steigen ein und nach der Grenze fragt uns eine Grenzwächterin was wir in Schweden wollen. Ich mein so das sei eher privat und die Leute ausgefragt. Sie so, na kommen sie, Ferien oder was? Ich so Hochzeit. Sie so, wird langsam Zeit, ich so, wir sind schon. Verwandte von uns, am Samstag sei ramba zamba. Und sie, ich hoffe sie sind trinkfest. Wir kommen in diesem Malmö an. Die Fahrt dauert 20 Minuten. Da die Kehle vom vielem reisen etwas trocken wurde, dösseln wir mal in die alte Stadt rüber um eine Kneipe zu finden, die diesem Problem entgegen wirkt.

Das Brautpaar überlässt uns ihre Wohnung, also machen wir einen auf frisch verheiratet und schlafen kurz. Die Familie meiner persischen Blume ist weit verzweigt, jene der Braut ebenfalls, entsprechend sind Gäste aus 14 Ländern am Start. Die belegen zwei Stöcke vom Hotel.

Der nächste Tag ist der grosse. Herausgeputzt stöckeln wir mal zur Kirche rüber. Finden die St. Johannes Kirche am gleichen Ort  stehen wie letztes mal als wir da waren. Vor vier Jahren haben uns die beiden wegen denen wir hier sind, diese Kirche schon mal gezeigt. Das war also der Plan damals, als er fragte ob ich die den hübsch finde. Was ich damals bejahte. Der Racker wusste schon vor vier Jahren dass er heiraten wird.

Ein spannender Bau, die Kirche. Der Pfarrer klärt mich auf. 1903 gebaut und im Jugendstyl entworfen von einem gewissen Axel Anderberg. Nein, Photos habe ich keine gemacht, da ein freier Tag angesagt ist für mich. Ein Filmproduktionsteam mit drei Kameramännern ist vor Ort und zeichnet jede Bewegung auf. Ein Regisseur funkt in der Gegend rum. So wie in einem Agentenfilm. Er spricht dauernd in den linken Ärmel. Dann bewegt sich vorne einer mit der Kamera.

Ich bin gespannt wie das nun vor sich geht, die Braut aus Serbien der glückliche Bräutigam Iraner, beide in Schweden aufgewachsen und heiraten wollen sie beide in einer Kirche. So viel Schweden muss sein finden die beiden.

Mit grossem Pomp beginnt die Zeremonie und vorne findet die Braut es sei genug geredet und ruft laut, ich will, küsst stürmisch ihren Mann, der kippt fast aus den Schuhen, bleibt dann aber doch stehen. Seine sechs „best men“ helfen beim wieder stehen. Wir lachen uns einen ab.

Die Stimmung ist heiter und der Pfarrer vorne bietet offenbar ein paar gute Sprüche, die Gäste aus Schweden lachen und jemand übersetzt in vier Sprachen, alles lacht jetzt mit. Zwischenrufe und kurze Tanzeinlagen werden gekonnt vom Filmteam eingefangen. Ich bin beruhigt. Das gibt schon mal Schnittmaterial für den Film.

Dann geht es über zur üblichen Fotosession vor der Kirche und wir verschieben in ein Hotel wo es mit einer iranischen Zeremonie weiter geht. Die ist auch nicht ohne und der junge Mullah sitzt locker auf einem grünen Stuhl und fragt lustige Fragen, wieder alles lacht in der Gegend rum. Offenbar die Art zu heiraten.

Es folgt das Défilé der Gäste vor das Brautpaar und so wird es endlich Zeit für ein Apero mit viel süssem Zeugs und Sprudel, anschliessend geht es weiter mit Speis, Trank, Vorträgen, Filmen, immer unterbrochen von Fressorgien und noch mehr Tanz. Der DJ gibt alles und ist ein bekannter Plattenleger hier im Land. Der Bräutigam tut was mit Musik produzieren und so.

Gläser werden gehoben, jeder sagt was zum Anlass. Auch wir tun das. Abendkleider werden zurecht gerückt, die Damen sind sowas von schön, füllig, mit glänzenden Backen, feuchten Händen und halbe Gold- und Diamantminen schweben um die Tische. Die Kleider werden oft gewechselt, sie belegen Zimmer im Hotel über dem Ballsaal.

Die Gesellschaft nimmt Fahrt auf. Es wird immer besser. Der Brauch der Schweden finde ich spannend. Verlassen Braut oder Bräutigam ihren Tisch, darf man hin gehen und küssen gehen wer da alleine sitzen bleibt. Bei der Anzahl der Gäste kommt da einiges zusammen.

Der mit dem Messertanz war mir auch neu. Da geht es um die Hochzeitstorte anschneiden. Was genau dahinter steckt weiss ich nicht. Ich hatte grösste Mühe mich gerade zu halten, die Schweden saufen wie die Löcher. Die Damen tanzen mit einem Messer um die Torte, verbiegen sich im Takt der Musik, so gut wie das enge Abendkleid das zulässt. Die anderen die noch stehen können, stehen im Kreis und feuern die Mädels an, während der Bräutigam versucht sich das Messer mit Geldnoten endlich zu kaufen. Weil dann könnte er zum süssen Teil rüber schneiden. Irgendwie so war das.

Es war dann mal genug angefeuert. Kurz bevor das Licht ausgeht, finden wir zurück in die Heia. Wir sind erstmal ausser Dienst gesetzt. Und zwar komplett.