Das

aktuelle Virus hat uns Grenzen aufgezeigt. Landesgrenzen wie auch persönliche Grenzen.

Es findet sich ein nettes Seitental im alpinen Rheintal und wird von der Tamina entwässert. Deshalb auch als Taminatal bekannt.

In den letzten Monaten wurde das Tal regelrecht von Touristen überschwemmt. Entweder mit dem Postauto erreicht, mit dem PW, oder mit dem Wohnmobil oder dem Kastenwagen, oder mit was auch immer für Schuhsohlen.

Tatsache ist, um die Übernachtungsplätze und entlang der Wanderwege liegen Kackhaufen und Taschentücher und sicher auch WC-Papier am Boden. Das stinkt vor allem den Talbewohnern gewaltig. Die Haufen zeigen den Spiegel unser selbst auf.

Jetzt wird nach Lösungen gesucht, wie man im Taminatal weiter geschirren könnte. Eine der Lösungen hat mich nicht wirklich verwundert.

Das Tal wird für Wohnmobile gesperrt. Favorisiert von den beiden Gemeinden. Die anderen Lösungen beziehen sich ebenfalls nur auf Wohnmobilisten. Stellplätze sollen her, mit ToiToi Stationen garniert. Für die Wanderer und Stromvelofahrer gilt vermutlich dann noch immer, an den Wegrand kacken macht fröhlich. Mich als mobiler Wohner, stört das etwas.

Uns hat die Landesregierung ans Herz gelegt wieder in der Schweiz Ferien zu machen. Sich solidarisch zu zeigen, uns gegenseitig aus der Misere, des per Notrecht eingeführten Stillstandes, zu helfen. Die Wirtschaft anzukurbeln und noch vieles mehr steht auf dem Plan.

Schweiz Tourismus posaunt deshalb treu ergeben den Slogan „Ich brauch Schweiz“ durch das Land. Das ist unglaublich arrogant. Wann endlich merken wir, wir sind bloss Gäste auf dem Planeten. Im Taminatal und in Züri.

Deshalb habe ich Schweiz Tourismus zwei Bilder von deren Homepage geklaut. Ich brauch ein Bild. Warum produziert Schweiz Tourismus nicht auch einen Leitfaden wie man Natur erleben kann, ohne zu verbrauchen?

Dazu müsste man die Werbefritzen mal zur klimatisierten Bürolandschaft raus locken. SUV und dergleichen fahren ja die meisten in der Gegend rum. Bis in’s Taminatal schaffen es diese Benzinfresser ja sicher auch.

Ich-brauche-mehr

Dass die Landesregierung ja auch ziemlich weit weg vom Taminatal entscheidet, bleibt wohl unbestritten.

Gleich weit weg sind die Talbewohner und ihre Regenten, die einfach mal das Tal schliessen wollen. Weil sie, wie immer in solchen Situationen, zuerst verbieten und anschliessend nachdenken. So wie die Landesregierung auch. Im Wort nachdenken ist das „nach“ entscheidend.

Verschläft man die Entwicklung, neudeutsch auch „Trend“ genannt, ist der Kurzschluss nicht weit weg. Im Taminatal nicht und bei der Landesregierung auch nicht. Das Kabel war schon vor Corona heiss. Jetzt ist es durch gebrannt. Der Damm gebrochen und die Fluten reissen alles mit.

Durch Steuern werden solche Täler am Leben erhalten, sie bluten mit Stauseen und Massentourismus, Abgelegenheit und Schatten im Winter. Jene in den Betonhöllen der Vororte unserer Wirtschaftszentern bluten durch eine Lebensweise die an Massentierhaltung erinnert, Lärm, miese Luft, überfüllte Pendlerzüge und Autobahnen sind das tägliche Erlebnis im Hamsterrad Geld verdienen.

Es bluten also alle irgendwie. Dass sich aber Talschaften dermassen unsolidarisch zeigen und verbieten wollen was solidarisch wäre, geht mir nicht in den Kopf. Dabei hätte man einfach nicht nach, sondern vor denken können. Und eine Infrastruktur gebaut, die für alle Touristen und Ausflügler das bietet, was im 3. Jahrtausend wohl erwartet werden kann. Eine öffentliche Bedürfnisanstalt. Und für die Uneinsichtigen, ein Retourpacket, oder etwas gegen den Dünnpfiff.

Das Argument, nachher sei man immer schlauer und es sei einfach nachträglich zu wettern, das zieht nicht.

Es ist Sache der nationalen Tourismus Organisation vor zu denken, ein zu spuren, zu überzeugen. Aber bisher waren die Touristen aus China, dem asiatischen und arabischen Raum die Helden. Der Ertrag grösser, die Einwirkungen auf die Natur auch.

Man hat die Balance verloren und man hat einiges übersehen. Über sehen tut man wenn man zu hoch auf dem Ross hockt. Man sieht weiter, das ist wahr. Aber man sieht nicht immer wo man steht. Jetzt gerade stehen wir in der Scheisse.