Wegen

den vielen Verzögerungen, wie Interviewtermine entweder abgesagt oder verschoben, zog sich unser Zeitplan massiv in die Länge.

Das grösste Problem, die Postproduktion die wir ausgelagert hatten, bremste uns ungemein.

Da wir keine scripted reality shows machen, konnten sich die Jungs im Schnitt nicht vorstellen wie das als Endprodukt ausschauen sollte. Jeden Schnitt zu beschreiben kostet mich zu viel Zeit und die genauen Schnittlisten setzten sie eh nie um, sondern bastelten etwas in der Gegend rum.

So haben wir diese Sache selber in die Hand genommen und unterwegs schon die ersten Episoden geschnitten. Auf einem Laptop. Grossartig.

Das ist so wie mit dem Taschenmesser einen Baum fällen. Geht, macht aber viel Mühe.

Also mussten wir uns für die drei letzte Episoden was einfallen lassen, weil aktues Zeitproblem.

Wir brauchen eine ruhige Basis mit Strom, ein Arbeitsplatz und Auslauf für Caspar den tapferen Kater, wenn wir in so einFlugzeug steigen um schnell wo hin zu düsen, um unsere Aufnahmen zu machen.

Das finden wir unten in Frankreich, in der Nähe von Auch. „Osch“ ausgesprochen. Eine knappe Stunde vom Flughafen in Toulouse.

Wir fahren ab. Und wie. Der alte Motor vorne wird kaum mehr kalt. Scheisswetter, viel dunkel, viel Stress auf den Strassen, weil viele fahren schnell. Zu schnell für meinen Geschmack.

Zum Film:

00:45

Es liegen um die 2’600km vor uns, via Balkan wäre es ein paar Meter kürzer, aber im Jura wollen wir ein paar richtige Schneeszenen drehen. Deshalb der Umweg und der zahlt sich aus.

01:12

Warten.

Kaum in Ungarn auf der Autobahn, telegrammt es uns zu, zwei aus dem Iran sind auf dem Rückweg von Berlin nach Teheran. Wir könnten uns irgendwo auf dem Weg doch treffen. Und wie wir das wollen.

01:21

Und was erfahren wir? Mania und Mahan, verheiratet, zwei Kinder, eigenes Geschläft, fanden mal, wir kaufen einen alten Bus, reppen den, fahren nach Berlin um Verwandte zu besuchen, dann fahren wir wieder zurück. Das ist die Kurzfassung. Die beiden Teenager schauen derweil zu Hund und Haus. Alles andere sind Details. Der erste Eindruck der beiden täuscht nicht. Grundsolide, gut vorbereitet, offen, neugierig, was soll ich sagen. Wären feine Nachbarn.

05:16

Sie und wir fahren weiter.

Wir übernachten weg von den Autobahnen in kleinen Dörfern und hängen eine 900km Etappe rein, sobald das Wetter aufhellt.

06:26

Endlich wieder ein Feuer im Jura. Endlich wieder kaltes Wasser am Ranzen, endlich richtig Schnee. Die Bilder werden gut. Ein schöner Kontrast.

08:15

Zwei Tage später tauchen wir unten im Exil auf. Gers, das Departement 32 der Franzosen ist grün und sonnig.

08:45

Wir fahren nach Toulouse.

In Toulouse leben Shirin und Hamed. Es geht diesmal um Youngtimer und alte Häuser.

Mit den alten Autos fangen wir an. Ja, wenn Bubenträume wahr werden, stehen sie dann bald einmal in einer Garage. Hamed kauft alte Autos, verkauft sie wieder, hat mittlerweilen ein gutes Netzwerk aufgebaut und macht genau das was er schon immer wollte. Und die Vorliebe für Sterne aus Stuttgart ist nicht zu übersehen.

Mit dem Döschwo drehen wir eine Runde um das Quartier. Der wird nicht verkauft.

11:28

Wir fahren nun in die Altstadt von Toulouse. Shirin hat hier ihre eigenen Projekte. Sie ist Innenarchitektin und renoviert alte Wohnungen. Roter Backstein, das ist typisch für die Stadt hier. So wie diese Parterre Wohnung die sie uns vorstellt.

Übrigens, Toulouse saugt massenhaft gut ausgebildete junge Menschen aus Paris ab. Industrie hat es genug hier, die Wohnungen sind günstiger und die Stadt ist lebhaft.

15:48

Wir sind hungrig, setzen uns an diesem normalen Wochentag in ein Restaurant, essen, hören Musik und blenden direkt über in den Nachtzug nach Paris.

16:52

Wir mögen Nachtzüge. Abends fährt man ab, schläft im Takt der Weichen und kommt mitten in Paris gerade zeitig zum Frühsstück an.

Wir mieten für drei Nächte eine Wohnung, Casper bleibt ja unten in Gers.

17:46

Der obligate Teil Geschichte:

Ja, die Pommes stammen aus Frankreich und aus der Milch dieser Kühe wird köstlicher Käse hergestellt. Es gibt über 1000 Sorten davon, in allen Variationen und Geschmacksrichtungen.

Die Desserts sind die reine Verführung für den Gaumen und die französischen Weine sind Weltklasse.

Die Franzosen lieben das Leben, sie geniessen gutes Essen, gute Gesellschaft und die Mode? Wir wissen, dass ist offenbar Teil ihrer DNA.

Frankreich ist etwa 2,9 Mal kleiner als der Iran und beherbergt 67 Millionen Menschen. Frankreich ist Teil der Europäischen Union.

Wissen Sie, woher die Wörter „chauffage“, „jabon“ und viele andere die wir benutzen, eigentlich her kommen? Es sind französische Wörter. (richtet sich an die Iraner, welche diese Wörter benutzen)

Die Französische Revolution veränderte die politische Landschaft in Europa für immer. Und der berühmteste Franzose ist wohl Napoleon, der ein brillanter militärischer Führer und Politiker war. Am Ende scheiterte er jedoch und wurde aus Frankreich verbannt.

Die Franzosen sind in politischen Angelegenheiten sehr selbstbewusst und setzen ihre Stimme ein, wenn es nötig ist. Und das ist es oft.

Die Landschaft ist äußerst vielfältig. Der Mont Blanc ist der höchste Berg Europas, in den französischen Alpen gibt es großartige Skigebiete, und die Küsten Frankreichs gehören zu den schönsten von Europa.

Frankreich ist das Land, das wir zum Leben gewählt haben. Und jetzt sind wir in Paris und treffen Sanaz zu einem typisch französischen Frühstück.

19:22

Croissant, Kaffee, etwas Strassennlärm, ein kleiner Tisch und fertig ist das Frühstück.

Wir treffen Sanaz.

Sie lebt und arbeitet hier seit vielen Jahren. Zusammen mit ihrer Geschäftspartnerin aus Schweden, betreiben die beiden ein Fotostudio. Hauptausrichtung sind Hochzeiten und Portäts. So lasse sich gut leben, die Arbeit bleibe spannend und die Stadt sei eh ihr Ding. Wir lungern etwas in der Stadt rum, gehen essen, so wie immer, während sie aus ihrem Leben erzählt. Den Eifelturm lassen wir aus.

24:00

Den Hügel den sie hier Montparnasse nennen, den sehen wir uns nach dem eindunkeln an. Etwas „name dropping“ muss sein, wir zählen ein paar Künstler auf, der Künstler der uns ein kleines Bild verkauft ist Holländer und die lustige Truppe holt uns an ihren Tisch. Nur um zusammen herauszufinden, dass eine der Damen ein bekanntes iranisches Popduo schon mal life gesehen hat. Sie erinnert sich sogar an einen der Songs. Tja, das ist eben real was wir da erleben. So real, es muss was Süsses her.

26:54

Das findet man ein paar Kurven weiter unten. Waschechte Franzosen aus Algerien betreiben den Stand mit süssen Versuchungen, ich bekleksere mich mit Schockolade.

28:12

Mit BlaBlaCar fahren wir wieder zurück nach dem Departement 32. BlaBlaCar ist ein Mitfahrportal. Fährt jemand in die Richtung in die man auch will, findet man via diesem Webportal zusammen und fährt dann gemeinsam. BlaBla, weil man eben zusammen schwatzen kann. Das füllt die Autos und macht für alle den Transport billiger. Terry ist Veranstaltungstechniker aus Belgien, hat in Auch seine Liebe gefunden und ist auf dem Heimweg. Wir fahren also mit ihm.

28:09

Wir schliessen die Sendung mit dem Rückblick ab, schauen etwas nach vorne, wir fliegen nach Lissabon. Es geht dort um Essen und Musik.