auswählen,

ist eigentlich eine einfache Sache. Ich meine hier nicht die richtigen, sondern die passenden. Jeder Wohnmobilist hat so seine Idee dazu, was richtig ist. Ich auch. Wer auf Hartbelag unterwegs ist wählt andere Reifen, als jene Zeitgenossen die oft auf Naturpisten rum zockeln. Es geht um den letzten Kilometer ran an den supertollen Standplatz, dieser Kilometer ist meistens das Problem.

Wir haben für Portugal diesen Yokohma Reifen aufgezogen. Ausgewuchtet mit Auswuchtgranulat.

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Im Gegensatz zur Originalgrösse 185/R14, die meistens auf die alten 280er Ducato Kastenwagen aufgezogen wird, ist dieser Reifen breiter und verfügt über einen grösseren Abrollumfang, da wir bei R14 bleiben. Die Differenz liegt bei plus 5%.

Als praktischer Nebeneffekt wäre noch der höhere Lastindex zu erwähnen. Man kann auch mal mit einem tieferen Reifendruck fahren. Breiter und ein grösserer Abrollumfang bedeuten, wir bringen mehr Aufstandsfläche auf den Boden. Was wiederum heisst, der Druck pro Quadratzentimeter sinkt, verteilt sich aber auf eine grössere Fläche. Also recht praktisch für etwas weicheren Untergrund.

Mit dem Yokohama Winterreifen 205/R14 stimmt jetzt wenigstens der Tacho. Mit der originalen Reifengrösse fahren wir mit 80 Sachen die Stunde, anzeigen tut es knapp 90 Sachen die Stunde. Mit dem 205er  stimmt nun der Tacho schon um einiges besser. Der Umweg über ein Zwischengetriebe für den Tacho, um diesen an den grösseren Abrollfumfang anzugleichen, konnte ich mir sparen. Sehr gut das.

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Für Kreta, letztes Jahr war das, hatten wir damals einen 195er aufgezogen, den Good Year Cargo, ebenfalls als Winterreifen. Den mochte ich nicht. Hat aber seine Dienste im oft unwegsamen Gelände auch anständig getan, war aber auf Hartbelag etwas unberechenbar und pfeift bei höheren Kurvengeschwindigkeiten schnell mal ab. Der 280er Ducato untersteuert und zerrt am Steuerrad rum, die Reifenflanken knicken beim Good Year gern ein, was die Sache etwas unruhiger macht.

Bei dieser Fahrt durch die Schlucht war eher die Oelwanne Sorge Nummer eins und nicht die Reifen. Die Oelwanne hängt recht tief runter, ich musste beim Schluchtausgang ziemlich rumzirkeln. Eine Faust hatte aber noch Platz drunter, deshalb heisst es doch Faustregel. Es gibt kaum was übleres als aufgerissene Oelwannen.

Neue Winterreifen sind sehr weich in der Gummimischung, deshalb lassen wir die Reifen zwei Jahre mal im Dunkel der Werkstatt altern. Wir sind nicht auf Schnee unterwegs, sondern im südlichen Winter. Also darf der ruhig etwas aushärten. So bleibt weniger Gummi auf der Strasse liegen.

Erstaunlicherweise zieht uns dieses Profil recht anständig zum Sand raus.

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Off-Road fahren wir nicht. Auf Sandpisten hilft eine geübtes Auge bei der Routenwahl. Oder dann auch mal aussteigen und vorher durchlaufen, ist man sich der Sache nicht sicher.

Fünf Jahre in Australien haben mir eines aufgezeigt, die Dödels die stecken geblieben sind, die waren ausschliesslich mit Off-Road Vehikeln unterwegs. Und weil es so viele Videos auf Youtube gibt, dachten die, ich kann das auch. Und weil es viele schöne elektronische Helfer gibt, waren die meistens schon recht weit in die Scheisse rein gefahren, bis endgültig Schluss war. Wir haben damals nicht schlecht verdient, die wieder rauszuholen. Meisten mit meinem alten Holden Kombi und einer Schaufel.

Wer auf grössere Reifendurchmesser wechselt muss eines bedenken, die Getreibe werden stärker belastet. Besonders die alten Fiatgetriebe mit dem unsäglichen fünften Gang, der da mal angeflanscht wurde, sind nicht ausgelegt um noch mehr Drehmoment zu verkraften. Den Bus im fünften Gang untertourig eine Steigung hochziehen, ist nicht ratsam. Der Druck auf die Getriebewellen ist grösser als mit originalen Reifengrössen. Also einen Gang runterschalten. Ist eine Frage vom Drehmoment, die Belastung der Getriebe. Zudem laufen die alten 2.5l Diesel auch hochtourig anständig. Mir passt das.

Es war Regen angesagt und wir fahren zur möglichen Problemzone raus. Die Formel ist einfach. Wetterbericht x Erfahrung x Wegstrecke = Verzweifelungsgrad im Sumpf. Und je höher die Zahl je länger die Verweildauer vor Ort.

Es war die richtige Entscheidung, der Regen wurde schon eine Stunde später dermassen stark, die Sandpiste wäre für uns nicht mehr so locker fahrbar gewesen. Ein Fiat Ducato ist eben kein Off-Road Vehikel. Als Frontangetriebener Kastenwagen handelt man sich eh noch einen Nachteil ein, aber mit entsprechender Gewichtsverteilung hält sich der technische Nachteil in Grenzen. Erstaunlich das.