Sache.

Wenn ich doch gerade etwas im Archiv rum schmöckere, hier etwas mehr davon. Um die Pferde für die Reise durch den australischen Busch zu gewöhnen, habe ich damals eine einfache Methode angewandt. Die der Körpersprache. Die Ueberraschungen auf dieser Reise waren mir ziemlich sicher und einzig die Selbstständigkeit der Pferde würde mir die Garantie leisten, bequem und ohne jeglichen Stress durch diese grandiosen, abgelegenen, herausfordernden, trockenen, heissen, kalten oder nassen, aber immer einzigartigen Landschaften, zu reiten. Ich wollte ja nicht gegen die Pferde ankämpfen, sondern deren Eigenschaften gezielt einsetzen. Ich brauchte ganz einfach ein Team. Sonst wird da nichts aus der Sache.

Also galt es, aus einem Haufen ehemaliger Rennpferde, einem Kinderpony, einem heissblütigen Araber und dem sturen Appaloosa,  eine Gemeinschaft zu schmieden, welche die Reise als selbstverständlich betrachet, als wären wir auf einer ziemlich grossen Weide unterwegs. Eine Weide die um die 6000km lang wurde. Immer und überall wollten wir zuhause sein. Take it easy, das Rennen hier wird nicht am Start gewonnen. Wir gehen in den Busch und leben dort.

Ich habe damals ausserhalb von Healesville, eine knappe Stunde von Melbourne weg, eine Weide gemietet und einen Wohnwagen dazu. Der Spass konnte beginnen.

 

Der braune Prachtskerl, weiter unten im Video, ist ein Pacer. Ein ehemaliges Rennpferd. Und er heisst Grant Lee. Pacer sind Rennpferde welche die Beine links oder rechts gleichzeitig nach vorne bewegen können. Im vollen Rennpace sitzt man wie auf einer Nähmaschine im Sattel. Traber sind diesbezüglich absolute Holzböcke zum reiten.

Der Appaloosa ist  ein Westernpferd, grosser Arsch und dieser hier war völlig vereinsamt als ich ihn für 500 Dollar von seiner Weide gezogen habe.  Tales war sein Name und Tales war irgendwie ein netter Kerl. Aber er war sich nicht gewöhnt ernsthaft was zu tun. Appaloosa zu dieser Zeit waren gern etwas überzüchtet und daher etwas doof. Der Glaube der Züchter an Blutlinien ist einfach nicht auszurotten.

Was solls. Wir hatten eine Menge Spass zusammen. Und mit gar einfachen Uebungen hab ich angefangen, die Bande für die Herausforderungen der kommenden Jahre vorzubereiten.

Vor allem aber mussten sie begreifen was ich will und ich musste begreifen was sie können und wo sie wirklich gut sind.

Grant Lee  der braune Pacer, wurde der unangefochtene Boss der Herde. Er verfügte über eine ungeahnte körperliche und geistige Stärke und er war ein Pferd mit dem man in die Hölle, und vor allem wieder zurück reitet.

Während Tales der Appaloosa liebend gern in Pubs rein marschiert, allerlei Abfallkübel durchsucht und vor allem der Pausenclown wurde. Immer einen Schritt im Schatten vom Chef wandern, das war gut für ihn. Und er war der beste Freund von Bolero, dem Pony das damals schon im greisen Alter stand und das den spanischen Schritt konnte.

Die Sache da, die schaut simpel bis oberblöd aus. Aber aus Erfahrung kann ich sagen, es funktioniert. Trailpferde mögen Abwechslung. Und haben die einmal an diesem grandiosen Pferdeleben geschnuppert, dann geht die Post aber dann ab. Grant Lee war bis vor zwei Monaten im Renntraining, dann abrubt stehen gelassen worden. 300 Dollar später war er bei mir. Reiten tut man die Pacer nicht. Aber die sind sich vom Sulky sowas von Riemen, Lärm, Hektik und weiss der Geier was gewöhnt, Sattel drauf und gut ist. Und so war das auch.