Wir

zischen dann mal ab nach Sevilla, in Andalusien gelegen. Ein dichtes Programm liegt vor uns und deshalb mieten wir uns eine kleine Wohnung ganz nah am Geschehen.

Zum Film

01:43

Nach ein paar Intro Szenen sind wir schon wieder hungrig und gehen am erstbesten Platz was essen.

Wir warten auf Yolanda, die rauscht bald schon in voller Grösse gleich mit ihrer besten Freundin Paula an. Yolanda ist hier in der Stadt geboren, lebt meistens in Florida da dort verheiratet und wird uns etwas in der Stadt rum führen.

Yolande in der Mitte, Paula rechts.

03:50

Etwas Geschichte

Spanien ist das am zweithäufigsten von Touristen besuchte Land der Welt und ist 3,2 mal kleiner als der Iran.

Die Hauptstadt ist Madrid und die wichtigste Sprache ist Spanisch, bezahlt wird hier in Euro.

Es leben 47 Millionen Menschen hier. Das Staatsoberhaupt ist ein König. Gerade heute ist es Felipe VI.

Aber er hat nicht viel zu melden, denn Spanien ist eine parlamentarische Monarchie.

Von 1939 bis 1975, unter Francisco Franco, war Spanien eine brutale Diktatur.

Sevilla, die Stadt die wir besuchen, ist die viertgrösste Stadt Spaniens und war über 500 Jahre lang unter islamischer Herrschaft.

Nur ein paar Kilometer von Sevilla entfernt startete Christoph Kolumbus seine erste Seereise und entdeckte 1492 Amerika. Zumindest war er nah dran. Kolumbus war übrigens Italiener.

Seitdem wurde Spanien zu einer großen Kolonialmacht. 350 Jahre lang beherrschten die Spanier Florida, große Teile von Mittel- und Südamerika, Teile Afrikas und die gesamten Philippinen.

Die Überreste von Christoph Kolumbus liegen in diesem Sarg in der Kathedrale von Sevilla.

Die Kathedrale von Sevilla ist die größte gotische Kirche Spaniens und eine der größten Kirchen der Welt. Sie wurde zwischen 1401 und 1519 erbaut. Die Kathedrale ist ein gigantisches Symbol der katholischen Kirche.

05:40

Die drei Frauen widmen sich nun etwas der Mode. Genauer gesagt jener Kluft für die Reiterrei. Andalusien ist bekannt für wunderbare Pferde, angezogen wie ein Kartoffelsack soll man die nicht reiten wollen. Das geht gar nicht. Also steuern die drei in einen entsprechenden Laden die feines Tuch verkaufen. Anschliessend besuchen sie den Hutmacher um die Ecke. Der war schon mal im Iran in den Ferien und findet die Leute dort unten gar nett.

08:25

Wie an jedem normalen Wochentag wird in dieser Spelunke getanzt, getrunken, gelacht, einer singt, einer spielt die Gitarre. Und es dauert wieder einmal länger. Und anschliessend regnet es ein wenig. Da machen wir beruflich natürlich mit. Mit vollem Einsatz.

10:56

Wir marschieren hin zum Plaza de España. Einem der wohl der bekanntesten Plätze in dieser Stadt.

Der Halbkreis hat einen Durchmesser von etwas über 400 Metern und soll die „Umarmung“ der südamerikanischen Kolonien durch Spanien symbolisieren. Ganz mein Humor das.

Flamencomusik säuselt vom grossen Gebäude zu uns und lockt uns direkt zu Farnaz. Wegen ihr sind wir da.

Farnaz hat sich ganz dem Flamenco verschrieben. Die Spanier sind offen und lassen alle teilhaben.

12:39

Dass alle die wollen auch dürfen, kristallisiert sich im Interview klar heraus. Farnaz übersetzt alte persische Gedichte in Farsi gesprochen, zu singbaren Texten. Eine fast unmöglich Aufgabe das. Hauptproblem beim Flamenco, der eine basiert auf Rhythmus während Farsi das pure Gegenteil darstellt. Jahre hätte sie damit verbracht diese Adaptionen zu bearbeiten. Wir finden das Vorhaben sei geglückt. Besonders vor dem Hintergrund dass sich die Musik der Perser mit Flamenco nicht vergleichen lässt. Was für ein Spagat.

14:26

Wir besuchen zusammen eine der zahlreichen Flamenco Schulen. Übrigens, Flamencokleider sind sauschwer.

17:28

Viele, dieser richtig alten Häuser, stehen in der Stadt nicht mehr. In einer ruhigen Seitenstrasse, steht noch eines. Mit einem schönen Innenhof. Heute Abend gibt es im alten Gemäuer etwas für Aug, Ohr und Bauch. Der einzige Spanier ist der Besitzer hier, der Rest ist aus aller Welt. Von Israel, Palästina, dem Iran bis hin nach Amerika und Kanada, auch das Berner Oberland in der Schweiz gelegen, hat einen dort hin entsandt.

Musik verbindet. Flamenco sowieso.

20:00

Yolanda hat uns zwei Plätze für die Stierkampfarena organisiert. Wir holen die Eintrittskarten dann mal ab,

bezahlen die Sitze mit grossen Banknoten, essen wieder was und gegen den späteren Nachmittag ziehen wir an die Placa de Toros. Und staunen schon mal.

Dieser Stierkampf ist der erste einer Serie vor dem Frühlingsfest, der Feria de Abril. Gegen Ende April, während einer ganzen Woche lebt man in Sevilla nur für diese Fiesta. Musik, essen, tanzen, Lebenslust und eben Stierkämpfe. So ist das hier. Vorher war dir Feira mal ein Viehmarkt. Ist aber lange her.

22:04

Der Stierkampf.

Wir beschränken uns auf einen sachlichen Kommentar und beschreiben den Ablauf. Für meine persische Blume ist das der erste Stierkampf, ich möchte meinen, auch gleich der letzte.

Vor den Toren der Placa de Toros, der Stierkampfarena von Sevilla, herrscht reges Treiben.

Zuschauer, Journalisten und sogar das Fernsehen sind hier. Die Hälfte der Spanier ist gegen das rituelle Töten von Stieren. Aber die jahrhundertealte Tradition findet immer noch ihr Publikum.

Auch wir lassen uns in der Arena blicken. Und den Kommentar halten wir nüchtern. So nebenbei, ein weisses Hemd und man passt überall hin.

Der Stierkampf folgt traditionellen Regeln. Der Ablauf ist immer derselbe.

Zwei Reiter reiten an die Schattenseite der Arena und bitten den Präsidenten um den Schlüssel für das Tor der Kampfstiere.

Die Matadore und ihre Teams schreiten in die Arena. Nach einem ehrfürchtigen und stillen Moment beginnen die Kämpfe.

Ein Kampf ist in drei Teile unterteilt und dauert etwa 20 Minuten. Ein Matador kämpft immer gegen zwei Stiere.

Aber sehen wir uns erst einmal an, wer eigentlich was macht.

Die Stiere stammen aus sehr alten Zuchtlinien. Sie wiegen etwa 500 kg und sind vier bis fünf Jahre alt.

Am Ende wird der Stier in der Regel getötet. Sehr selten wird ein Stier am Leben gelassen und wenn, dann weil er besonders mutig war.

Um noch etwas klarzustellen: Es ist nicht die Farbe, die den Stier erregt, sondern die Bewegungen. Stiere sind farbenblind.

Das erste Drittel:

Der Matador empfängt den Stier. Er reizt ihn mit der Capote. Der Matador „liest“ das Verhalten des Stiers. Bereits in diesem frühen Stadium zeigen sich die Fähigkeiten des Stieres und die Möglichkeiten für den eigentlichen Kampf zwischen Stier und Matador, im letzten Drittel ihrer Begegnung.

Das Hornsignal führt über zum Lanzenreiter zu Pferd, dem Picadores. Er wird den Stier mit einem Lanzenstich in den Nacken verwunden. Das Pferd ist gepolstert.

Lässt der Stier nicht vom Pferd ab, wird er von den anderen Stierkämpfern mit den Capes weggelockt.

Im zweiten Teil treten die sogenannten Banderilleros auf.

Ihre Aufgabe ist es, dem Stier ein Paar lange Spiesse, den Banderillas versehen mit farbigen Bändern, so in den Rücken zu stechen, so dass sie stecken bleiben. Zu diesem Zweck sind die Banderillas mit Widerhaken versehen. Die Schmerzen lassen den Stier den Kopf nur noch unten halten.

Der dritte Teil ist der wichtigste und wird „Faena“ genannt.

Nur der Matador mit seinem kleinen dunkelroten Tuch, die Muleta, ein Degen und der Stier sind in der Arena.

Oft beginnt dieses Tercio damit, dass der Matador den bevorstehenden Tod des Stiers jemandem widmet.

Der Matador stachelt den Stier mit der Muleta zum Angriff an, ohne dass der Stier den Matador berührt.

Wenn ein Fußballspieler einen Fehler macht, hat das kaum Konsequenzen. Wenn der Matador einen Fehler macht, kann er tödlich sein.

Dieser Teil des Kampfes kann mit einem Tanz verglichen werden. Die Bewegungen und Figuren sind in der Tradition des Stierkampfes genau festgelegt.

Wenn der erschöpfte Stier mit den Vorderhufen in einer parallelen Position zum Matador steht, wird er mit der Muleta wieder abgelenkt. Mit dem Degen wird der Stier durch einen gezielten Stich getötet.

Mit drei Maultieren wird der tote Stier aus der Arena gezogen.

Mit dem schwenken von Taschentüchern drückt das Publikum seine Ehrerbietung an Stier und Matador aus.

26:15

Und dieser Blick sagt alles aus. Sie war nun drei mal in so einer Arena. Das erste, einzige und letzte mal.

26:31

Wir gehen im Cairo, unweit der Arena gelegen, einen Happen essen.

Nüchtern betrachtet, das Fleisch im Teller leidet länger als der Stier in der Arena.

27:08

Der Alcázar von Sevilla, oder Reales Alcázares de Sevilla, ist der mittelalterliche Königspalast von Sevilla. Die Anlage besticht durch die maurische Bauweise, viele Gärten, viel Pomp und noch mehr Säulen und wird offenbar bis heute von der spanischen Königsfamilie als Unterkunft genutzt, gehen die in Sevilla etwas shoppen. Alcázar heissen Schlösser welche die Mauren gebaut haben. Sonst heissen diese Gemäuer nämlich Castillo.

28:16

Wer in dieser Gegend etwas auf sich hält, genug Bares und Figur hat, leistet sich so ein Kleidchen um nächste Woche an der grossen Fete gross zu glänzen. Handgemacht, farbig, sauschön, elegant, viel Schischi, so mag man seine Blume gern sehen.

Die Episode ist fertig, die Staffel auch, ob wir noch einmal sowas produzieren wissen wir nicht.

Und wenn, dann viel Musik und noch mehr Essen.