Frühstücken, waschen und bald schlafen wollten wir, aber dann beschliessen wir jetzt gleich nach Kolymvari und weiter der Strasse nach an diesen Felszipfel ran zufahren auf der Suche nach einem Camp.
Das ist westlich. Es hat wenig Verkehr zu dieser Stunde. Wir schnappen uns an der Ecke ein Brot. Was mir hier gefällt, Warnblinker rein, raus, Brot kaufen, wieder rein, weiterfahren.
Die Hauptverkehrstrasse auf der nördlichen Seite der Insel führt von Osten nach Westen, oder umgekehrt. Auf der fahren wir also, biegen dann mal rechts ab, durch die ersten paar Olivenplantagen, bei ein paar Häusern und einem gelben Hotel durch und alsbald rumpelt es wieder, wir fahren Schotterpiste. Das Geschirr hüpft, mir passt das nicht.
Die Strasse führt in einen langen, steilen Hang rein. Irgendwie wollen wir das grad doch nicht. Nicht am ersten Tag. Ich kenn das Gestein nicht und kann nicht einschätzen ob der Krempel runter rutscht wenn es regnen sollte. Nein, nach dem Albanien Desaster hatten wir beide keine Lust auf diese Strasse vor uns. Wir kochten was, und drehten dann um. Und sehen die ersten Schafe und Ziegen auf der Insel.
Wir fahren also etwas zurück und wollen dann gleich mal die Insel durchqueren, auf die südliche Seite rüber. Was enorm grandios wird. Ein wunderbare Strasse mit allerlei Überraschungen welche durch eine Schlucht rüber nach Palaiochora führt.
Genau meine Strasse. Wir tanken bevor wir rüber fahren.
Und ich kann es noch immer nicht glauben, der Tankwart hier hat es wieder voll vermasselt.
Statt auf den Zapfrüssel zu schauen, heftet er seine Augen auf die Anzeige weil er noch grad aufrunden will. Aber der Tank war ja schon voll jetzt. Fiat Tanks sind immer voll wenn der Zapfhahn abstellt. Ist ja so ein Ventil dran am Rüssel zum abstellen. Automatisch.
Immerhin, mit viel Wasser hat er uns dann die Sauerei und noch den halben Wagen gleich mit abgespritzt. Und weg war die Patina des Abenteuers, auf einer Hälfte vom Bus.
Die Laune ist bestens, wir fahren erst noch etwas leicht hügelig ansteigend, dann wird es enger und die Strasse windet sich hoch in die Berge. Eine meisterhafte Strassenführung durch dieses zerklüftete Bergmassiv, muss ich schon sagen. Wir fahren durch ein Dorf. Irgendwie habe ich oft das Gefühl man fahre durch den Garten oder sei auf dem Grundstück der Anwohner. Die Gassen sind oft etwas eng, dann weitet sich die Szene, dann wird es wieder eng und scharf rechts wollen wir jetzt, ich schau so in einen Verkehrsspiegel. Der aber nicht spiegelt und von oben her braust ein weisser Pickup ran, es reicht gerade zu bremsen, der etwas ältere Fahrer murkst den Motor grad ab. Ich so zu ihm „Geia pós eísai“. Er sagt ganz viel und lacht. Ich muss etwas an der Aussprache arbeiten. Wir verabschieden uns und wir lenken den Bus zum Dorf raus.
Mir gefällt das Leben gerade und wir fahren durch einen engen Tunnel. Asu wollte das filmen. Alles war bereit, die Ampel auf grün, ich nehme Fahrt auf, wir fahren durch. Auf der anderen Seite meint meine Frau, sie hätte ganz vergessen abzudrücken. Die Fahr ran, hat sie erwischt, dann aber abgestellt. War eh dunkel drin. Die Strasse sei einfach zu cool. So eine Art Strasse führt also in das kleine Dorf Palaiochora im Süden, unten am Meer.
Natürlich navigiert uns das GPS nicht direkt ran, sondern erst mal durch eine enge Gasse an die Hafenstrasse. Dort biegen wir rechts ab, fahren zum kleinen Hafen.
Die haben dort mal einen kleinen lauschigen Hafen hingebaut. Vier Parkplätze vorne, wir fahren hin und und freuen uns. So haben wir uns Kreta vorgestellt. Und machen erst mal im Bus rum, steigen dann mal aus und riechen etwas in den Wind. Kühl und sehr frisch. Viel Sauerstoff in diesem Wind.
Ich erkunde etwas die Umgebung an der Mole. Stehe rum und sehe mir hemmungslos alles genau an. Zwei Rentner aus deutschen Landen fangen mich ab. Sie haben hinten auf dem Campingplatz ihr Haus hingefahren. Und geniessen hier viel Zeit. Es sind zwei herzliche Menschen.
Wir strolchen mal direkt rüber in das Kaffee mit den vielen Glasfenstern und der Bäckerei hinten. Kaffee trinken und mal da sein. Als wir genug davon haben, laufen wir über den Hügel quer durch das Dorf und sehen uns um. Im Laden auf der anderen Seite kaufen wir Wasser und tragen die Flaschen zurück, wieder auf die andere Seite vom Dorf.
Wir wenden den Bus und fahren in östlicher Richtung dem Meer entlang bis wir an einem Strand landen.
Es steht schon jemand da, hinten bei den Bäumen. Wir fahren gleich bis vorne an den Strand und bleiben drei Tage da. So zum entschlacken. Wir sehn grad etwa fünf Leute in dieser Zeit vorbeikommen. Die beiden Männer bei denen wir gefragt haben ob wir stehen bleiben dürfen, ein verliebtes junges Paar und eine ältere Dame im Marschschritt.
Die beiden verliebten waren zweimal da.
Und dann regnete es. Ein Orkan voller Regen. Und das komplett Unfassbare passiert. Ich höre Tropfgeräusche. Nicht jene die man sonst hört. Solche wie in U-Booten im Film, grad vor dem sinken. Neue unbekannte Tropfgeräusche, gleich hinter mir. Beim grossen Fenster am Steg in der Mitte oben, drückt Wasser rein, wie die Niagarafälle schiesst es rein.
30 jähriger Kit, ein paar harte Strassen, das war das aus. Und das selbe auf der andern Seite. Das Fenster in der Schiebetüre.
12 Tage alter Kit. Vom Meister selber mit viel Liebe bei zu grosser Kälte und offenbar ohne die richtigen Kenntnisse, erst vor der Reise eingebracht, da rinnt es unten rein. Alarm!
Der Mensch im Bus hat immer was zur Hand. Ich habe Gaffer Tape, warte auf einen Unterbuch im Wolkenbruch, renne raus und dichte mal ab. Für eine Nacht wird das gehen. Und es geht. Wir brechen am nächsten Tag zeitig auf und fahren nach Heraklion direkt zum Praktiker wo wir Hermann treffen werden.
Die Fahrt dorthin ist atemberaubend schön. Eine breite, elegant angelegte Passstrasse führt uns auf die nördliche Seite der Insel. Wir halten Ausschau nach frischem Wasser. Finden aber keinen Wasserhahn der extra für uns auf die Strasse springen würde. Dafür einen Laden in einem Dorf. Die verkaufen uns dort Brot, Butter, Milch und eine gute Wurst. Und ich muss zum Laden raus rennen um dem Bus, der einmal pro Tag hier halten will Platz zu machen. Gerade jetzt kommt er.
Wir wissen aus verschiedenen Quellen, in Heraklion kann man unten beim Hafen parkieren. Wir fahren mal dran vorbei um zu spähen, sind hochzufrieden und dann wird es schon dunkel.
Also ab zum Praktiker, den wir sofort finden. Wir finden einen schwarzen Kit, der laut dem Bild auf der Verpackung verspricht, einmal anwenden und du kannst den Bus als Unterseeboot weiter verkaufen. Diese Tube kaufen wir, noch ein paar Holzschrauben dazu. Und Maler Abdeckband. Mittlere Breite.
Wir bleiben noch etwas auf dem Parkplatz stehen, die Schiebetüre offen und beratschlagen ob wir genügend Kit erstanden haben. Dann fragt jemand aus dem Dunkel nach Asu und Ernst. Hier auf dem Parkplatz. Das war dann der Hermann. Wir kennen uns vom Forum her. Er war der, der uns schrieb dass wir keine Eile haben sollen mit her fahren. Es sei noch kalt, so wie seit Jahrzehnten nicht mehr.
Man hat sich viel zu sagen, die Zeit ist immer verdammt kurz und man weiss manchmal gar nicht wo anfangen. Er wird bald nach Deutschland fliegen weil er dort noch was zu erledigen hat. Aber er kommt wieder. Einmal hier, immer hier, meint er. Wir kriegen eine Flasche Wein von ihm. Selber gemachter Wein. Hab vergessen wie man dem sagt, ist mit Harzen oder so angereichert glaub ich. Man liebt den Wein oder vergisst den Saft. Wir lieben den Wein. Er geht arg in die Glieder wenn zuviel davon getrunken wird. So einer ist das.
Wir fahren dann mal ab. Es ist dunkel. Wir biegen an der Hafenstrasse vom Praktiker her kommend, rechts auf das Parkplatzgelände. Vier Euro verlangt die Dame und wir parkieren ganz vorne an den Zaun unter der Laterne mit der Ueberwachungskamera dran.
Die Laterne steht eigentlich auf einem Parkfeld. Bin mir aber sicher die war vorher schon da. Sie haben einfach bloss ein Parkfeld drumrum hingemalt.
Ich mag jetzt nicht noch lange rum essen, ich will jetzt abdichten. In sehr weiser Voraussicht klebe ich zuerst mal alles ab.
Die Laterne leuchtet mir gut. Alles ist bereit. Auch so Abwaschwasser und Tücher. Ich fange an. Die erste Dichtnut ist gar nicht mal so übel. Ich werde zuversichtlicher und wage mich an die Ecken und mache in einem Zug rundum fertig. Vom Resultat bin ich ergriffen. Noch verstreichen, dann die Abdeckbänder wegziehen und warten bis es trocknet. Wir haben 15 Grad draussen, Wetter wird morgen sonnig sein und so ist es dann auch.
Beide Fensterrahmen sind nun dicht. Zumindest theoretisch. Der Praxistest fällt infolge gutem Wetter für mehrere Tage aus.
So kamen wir nach Heraklion und waren ganz zufrieden mit dem bisherigen Verlauf des Lebens. Da wir in der Stadt übernachteten, bewegte ich mich etwas im Internet rum, las online Zeitungen der üblen Sorte und Hintergrundwissen der üblen Sorte.
Üble Nachrichten von Ost bis West und umgekehrt.
Ich hatte genug von diesen News und wir entschlummerten, die beiden Fähren machten sich in der Zwischenzeit fertig um über das Meer zu fahren. Morgen früh werden zwei andere anlegen.
Das ist der Kreislauf der Hafenstadt Heraklion. Und jeden Tag vorne beim Häuschen vier Euro vorbeibringen, wenn mal länger da bleiben will. Und mal ein Stück Kuchen und die vier Euro. Dann aber bezahlt man gar nichts mehr.