Ernsthaft in Kreta angekommen, Stadtleben, alte Gemäuer und schöne Katzen.

Wir haben im Hafen unten übernachtet, konnten aber die neue Dichtigkeit der Fenster noch nicht überprüfen, da kein Regen gefallen ist.

Erste Handlung wird sein, das alte Gemäuer der venezianischen Festung anzusehen. Von aussen zuerst. Wir wollen da auch rein blinzeln, also gehen wir dann auch rein. Vorher aber, sehen wir einem Fischer mit Hund zu, der etwas aus dem Hafen zu fischen versucht. Was genau bekam ich nicht raus. Aber er hat einen kleinen Hund an Bord, der wartete geduldig auf einen Fang während ein zweiter Fischer auf eben diesem Boot vermutlich was in der Kombüse rum werkt und hin und wieder zur Lucke rausschaut. Die Fischerboote hier gefallen mir ausgesprochen gut. Schöne Formen und bunte Farben. Die Yachten hinten im Hafen, normale, austauschbare Formen. Nizza, Key West, alles derselbe Kram.

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Wir treten in das alte Gemäuer ein. Die üblichen Kanonen, Tontöpfe und Fundsachen werden hier auf eine schöne und unterhaltsame Weise ausgestellt. Berühren mit den Pfoten verboten. Etwas an das sich mein Liebchen erst noch gewöhnen muss. Sie will auch mit den Händen sehen.
Wir sehen uns das alles an, lassen uns Zeit. Ich versuche mir vorzustellen, wie das Leben in der Garnison so anlässlich der Siesta etwa ausgesehen haben mag. Dann kam ich zum Display mit den eher kriegerischen Handlungen. Da war auch einiges abgegangen hier.

Was mir aber völlig schleierhaft war und bleibt, warum bauten die so riesige Unterstände aus Stein, um dort Schiffe reinzustellen. Docks etwa, oder Plätze zum löschen der Ladung? Luftangriffe waren ja kaum zu erwarten. Auch nach genauem Studium der Schriften wusste ich nicht warum das so war. Hier steht es nicht geschrieben. Aber einen ziemlichen Aufwand haben die schon betrieben. Heute trennt die Strasse die Schiffsbunker von der Garnison vorne.

Wir machen uns auf, beim Fischhändler oben vorbei, die Gasse hoch, rein in die Stadt zu flanieren. Gerade links steuern wir zuerst in eine Agentur für Nah- und Fernreisen rein.
Wir sollen ein paar Tage in die Schweiz, was arbeiten gehen. Eine gute Sache. Es geht um so Porträts über Menschen, die in das Alpenland gezogen sind um dort zu arbeiten und zu leben. So Sachen mach ich gern. Zumal ich unseren Kunden mag.

Also fragen wir mal nach Flügen. Wir werden dann etwas später buchen, da wir die genauen Termine noch nicht kennen. Aber es wird geflogen da.

Oben, fast auf dem Hügel, beim Stadthaus, dort vorbei und direkt in das Kaffee an der Sonne, war ein kurzer Spaziergang. Wir setzen uns hin um uns die Menschen dieser Stadt anzusehen. Es ist grad nicht viel los im Kaffee, die Kellnerin setzt sich zu uns. Mein Liebchen hat eine neue Freundin auf Zeit. Und für mehr ist noch Instagram, das verlinken dauert Sekunden, ich mache ein paar Fotos der beiden. Die Gesichter hier gefallen mir gut.

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Wir ziehen mal kräftig um die Häuser, widerstehen den Angeboten, landen aber trotzdem in einzelnen Läden, verlaufen uns komplett hinter der grossen Stadtmauer und finden im Dunkel wieder zurück. Dabei queren wir einige enge Gassen, durch die Fenster gibt es dies und das zu sehen. Hände in den Hosensack und so tun als ob. Zum wechseln des Fernsehprogramm braucht man bloss etwas weiter zu laufen. Wir staunen hin und wieder schon. Stehen wir vor einer Abbruchhütte, schauen wir rein, stellen wir fest, die haben Marmor sogar in der Küche.
Understatement hier. Aber massiv.

Wir gehen mal essen. In einer Gasse finden wir eine Spelunke. Dort feiert jemand mit vielen Gästen irgendwas. Sehr gut. Wir gehen hin, essen allerhand so Sachen die meine Liebste aus ihrer Heimat auch kennt, trinken Hauswein bis uns die Ohren wackeln und am Schluss wird noch dieser Raki oder was das auch immer für Schnaps ist, an den Tisch geliefert.
Ich bin nicht grad schnapsig, leere das Glas und gut ist. Wir gehen heim, runter an den Hafen und schlafen augenblicklich ein.

Irgendwie ist es halt auch nur eine Stadt. Städte werden immer schnell langweilig für uns. Kreta hin oder her. Und wir müssen da noch ein oder zwei weitere Tage bleiben, bis wir endlich wissen wann wir fliegen. Also beschliessen wir mal hoch nach diesem Knossos zu fahren und uns im alten Gemäuer dieser legendären Tempel- oder Palastanlage umzusehen. Zumindest theoretisch bin ich recht gut bewandert mit der minoischen Kultur. Viel gelesen und so, etliches vergessen. Aber so in Echt, ist halt schon auch aufregend.
Wir parkieren mal, ein Linienbus steht auch da, dann wir und ein anderer. Sonst leer. Nichts wie rein.
Zusammen mit einem jungen Japaner aus Tokio leisten wir uns einen Führer. Der Preis ist gut und die Führung entpuppt sich als wahre Geschichtslektion, lebendig vorgetragen von einem älteren Herrn der über Treppen und Steine hüpft. Das wichtigste für ihn ist aber uns die Toilettenanlage zu zeigen. Wir dürfen unter den Abschrankungen etwas näher ran. Tatsächlich fliessendes Wasser hatte diese sanitäre Einrichtung, das kann man noch genau sehen, damit man das Geschäft auch ordentlich wegspülen konnte. Ein Meilenstein der Kultur. Damals. Im selben Damals, als wir im Norden noch mit Fellen am Rücken in den Wäldern rum standen, hatten wir das nicht. Jetzt ist es fast umgekehrt. Manchmal.

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Ich möchte auch mal so einen Palast entdecken. Auch wenn es nur ein ganz kleiner wäre. Pünktlich um drei Uhr Nachmittags wird das alte Gemäuer geschlossen. Ich mache genau zwei Photos. Eines von unsere Truppe mit Japaner und ein anderes einfach so. Das war dann Knossos.

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Wir fahren runter in die Stadt, kaufen beim Metzger ein paar Lammkoteletten, einen Kanister mit Wasser und Bananen. Heute wird wieder selber gekocht, unten am Hafen.
Noch etwas Brot und ein paar Süssigkeiten kaufen, das war’s dann.
Und auch hier, Warnblinker rein, parkieren. Einfach der Stadtbus muss passieren können. Sonst muss ich wieder zum Laden raus rennen.

So fahren wir wieder ans Kassahäuschen vor den grossen Parkplatz. Ich reiche spontan zu den vier Euro auch noch so ein Stück Kuchen in das Häuschen rein. Das kam dort bei der Dame gut an. Sehr gut sogar, ab jetzt zahlen wir nicht mehr für die nächsten zwei Tage.
Wir wollen uns wieder unter die Laterne stellen, da stand aber ein  Auto. Ein Paar sitzt drin, entweder vor oder während der Scheidung. Beide starren auf die Fähre vorne am Pier, Tränen fliessen und sie sagt ihm etwas nicht so schönes. Glaub ich.  Am Himmel ziehen Wolken auf, wenn wir Glück haben regnet es bald. Dann können wir die Fenster auf deren Dichtigkeit prüfen.

Kaum waren die beiden mit dem Auto weg, sahen wir sie. Drei junge Katzen. Etwas scheu lugen sie am Container um die Ecke. Was für herrliche drei Tierchen. Wir sind mucksmäuschen still. Wollen sie ja nicht vergraulen.
Mal abwarten was die so vorhaben. Sie haben eine Mutter die irgendwann ebenfalls zu uns rüber schaut. Väter entziehen sich der Verantwortung, da ist keiner zu sehen.
Ich schleiche mich mal raus. Ein Foto muss her. Was gelingt. Aber die Rasselbande verzieht sich schnell wieder. Wir hinterher. Sie haben unter dem Container offenbar ihr Quartier aufgeschlagen. Wir werden uns sicher bald wieder sehen.

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Die erwartete Mail wann wir nun zurück müssen kommt immer noch nicht an. Es wird wieder früh dunkel, wir zotteln hoch in die Stadt. Im Stadthaus ist was los. Junge  Breakdancer messen sich vor dem Eingang und die Türen stehen offen.

Nichts wie rein. Treppe hoch. Im ersten Stock rechts findet eine Feier statt, alle herausgeputzt die Damen wunderschön, alt wie jung. Hochzeit oder so, der vertragliche Teil, keine Ahnung. Hände in den Hosensack und nicht auffällig bewegen und etwas zusehen. Wir werden aber entdeckt. Es sei nicht wirklich ein öffentlicher Ort hier, meint ein Mann zu uns. Es sei gerade auch etwas privat der Anlass hier. Wenn wir genug gesehen hätten, er müsse dann eh bald schliessen, weil die Feier ist fertig. Wir sollen uns aber vorher noch die Verzierungen ansehen, die seien sehr schön.
Und mordmässig schöne Fenster hat es im Treppenhaus auch und Marmorstufen dazu.

Spulen wir das Ganze doch schnell mal zurück und platzieren diese Szene irgendwo in eine Schweizer Stadt hin. Zwei Ausländer entern das Stadthaus. Mit riesen Augen. Der Sicherheitsmann würde uns vermutlich nicht noch die Verzierungen im Treppenhaus zeigen wollen, während die private Gesellschaft an uns die Treppe runter flaniert.
Ich denke es war wirklich der vertragliche Teil einer Hochzeit. Ein Paar unter den Leuten schaut so was von glücklich aus. Wahrscheinlich geht es dann bald mal ab in die Kirche.
Die Männer fallen mir auf. Sie haben diesen erfahren Blick, kräftige Hände, braun gebrannt, eindeutig nicht aus Athen. Sicherer Schritt. Bergler etwa? Bin selber einer, kenne diese Art.

Wir schauen uns das Viertel mit den Restaurants und Spelunken an. Die Kreter tröpfeln langsam rein, ist ja auch noch ordentlich früh zum Essen hier.
Der Palast oben und die Stadt unten machen Hunger, wir gehen runter zum Hafen und kochen Lamm. Für die Knochen finden wir hinter dem Container ganz sicher Abnehmer.

Und endlich regnet es. Die Scheiben sind dicht. Wir schlafen wieder ein. Morgen dann hoffentlich Flug buchen und endlich weg hier, ab in die Pampas.