Immer noch in der Stadt.

Wir sind früh munter, es wird langsam hell. Kaffee kochen und so, dauert etwas. Mail abchecken, noch kein Bericht. Also warten mit Flug buchen und ab ins Archäologische Museum. Die paar Schritte hoch sind schnell gemacht. Die Sonne scheint wieder, wir treten an den Schalter, buchen zweimal alles ansehen, geben den Rucksack ab.
Wir sind die ersten hier.

Wow.

Das also war so lange dort in Knossos und anderen Gegenden verborgen. Gut dass da der Engländer Evans mal hat graben lassen. Und viele andere haben da ebenfalls gegraben. Wir werden auch etwas graben. Eventuel..

Ich weiss gar nicht wo anfangen. Mein Schmuckmacherin zieht es wie einen Magneten zu den, ja was wohl, Schmucksachen hin. Ich suche deshalb nach Werkzeugen und bestaune eine grosse Holzfäller Säge für zwei Männer, aus Bronze. Die Zähne sind so um drei Millimeter gross. Und waren offenbar in Gebrauch. Und sie merkten wohl, wenn man die Sägezähne seitlich etwas raus biegt, klemmt es weniger.
Um die 3500 Jahre alt wird das Teil schon sein. Ob die viele Bäume damit gefällt haben damit und fluchten die auch schon wenn sie wieder mal stecken blieb?

Die Tonpötte lies ich mal aussen vor und wandere weiter zu den Schmucksachen, von denen sich meine Liebste nicht losreissen kann.
Potzsapperlot ich lasse lieber mal ein Bild sprechen. Da finden sich Schmuckstücke drunter, eigentlich alle, die sind der Hammer. Sowas von filigran und schön gearbeitet, es ist unglaublich.

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Der Handel muss damals schon eine grosse Bedeutung gehabt haben auf dieser Insel. Und mit solchen handwerklichen Kunstwerken lag da einiges drin im Austausch mit allerlei andern Gütern. Nicht nur Oliven Öl wurde gehandelt. Es wurde sowieso viel gehandelt, hier in der Gegend. Merkt man auch im Touristenbazar. Sie können’s immer noch, das handeln.

Eine Tonscheibe, genannt Diskos, mit so allerhand Zeichen drauf fällt mir auf. Noch hätte man nicht alles entschlüsselt, was da drauf steht, wenn überhaupt. Immerhin noch ein wenig Dunkel in der Geschichte da. Es ist der Diskos von Phaistos, einem anderen Tempel hier auf der Insel und die Tonscheibe ist einzigartig, da bislang keine andere seiner Art entdeckt werden konnte. Steht da auf dem Schild. Verdächtig das.

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Offenbar alle den Diskos betreffende Fragen, nach dessen Zweck, der kulturellen und sogar der geografischen Herkunft, dessen Leserichtung und sogar der Vorderseite, sind umstritten. Selbst die Echtheit und die Annahme, dass es sich bei den Zeichen um Schriftzeichen handelt, wurden schon angezweifelt. Das sagt mir der Wärter vorne am Eingang, ich musste ja nachfragen.

Waffen finden wir eigentlich wenige. Mehr so Dolche, ein paar Schwerter und Helme. Das ist schon mal gut. Genau so wie die Paläste hier auf der Insel nie eine Mauer drumrum hatten, war das offenbar eine friedliche Epoche.
Dafür ein grosse Anzahl Särge mit Bemalungen. Ja gestorben wurde auch hier.

Und dann sah ich sie endlich in Natura, diese kleine Statue der Schlangengöttin, rechts im Bild, aus einem Material, welches es hier gar nicht gibt, und mit so zwei grossen Busen und starken Armen, einer kleinen Talie, und einem abgestuften Rock. Man hätte diese Figur in der Schatzkammer gefunden. Ich hätte die eher auf dem Nachttisch vom damaligen Chef erwartet. Die nette Dame links kann ich nicht zuordnen.

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Die Sache mit dem Stier hier war doch ziemlich kultig denk ich, denn irgendwie dreht sich fast alles um den Mytos vom Minotaurus und in allen Formen sieht man dieses Symbol, auch als Wandfresko, dort dann aber wie einer der Männer verzückt auf dem Rücken dieses Tieres Turnübungen macht.
Der Bildausschnitt vom Fresco hier an der Wand ist nachgepinselt, so mag das wohl damals ausgesehen haben. Stierhörner Symbole aus Stein finden sich oben in Knossos überall. Und man sieht das Symbol auch wieder bei den Möchtegerns auf diversen Sozial Media Kanälen heutzutage. Überall halten die das in die Kameras.

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Links diese unerschrockene Schönheit ist eine Frau. Frauen wurden weiss, Männer rot gemalt. Ist wie heute. Männer sitzen vor der Spelunke und werden rot von der Sonne, während Frauen drinnen arbeiten und halt so weiss bleiben. Bloss so eine Vermutung von mir und wissenschaftlich nicht ausreichend belegt.

Die Schönheit im nächsten Bild ist diesmal rechts. Und ich finde, der Stier schaut sie direkt an.

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Ich finde diesen ganzen Mythos eh grundsätzlich wunderbar. All diese Geschichten über das woher und warum dieser Menschen und deren Weltbild, lassen mich träumen.
Handfest dagegen die exakte Buchhaltung die damals geführt wurde, wer was und wieviel an den Tempel oder das Königshaus gestiftet hat. Und so ist man dann wieder zurück in der Realität. Mit Stempel. Wer was auf sich hatte, der hatte so einen Siegelstempel. Von der Wiege bis zur Bahre, alles dieselben Formulare. Aber mit Stempel bitte.

Ein kurzer Gang durch die Römerabteilung oben, rundet die Sache ab. Ich stelle mich mal so neben eine paar Statuen. Und sehe sehr genau hin. Die Oberflächen dieser Dinger sind sagenhaft schön poliert. Wenn die Wärterin grad auf ihrem Smartphone rum tippt, kann man schnell anfassen. Sonst nicht. Und ich habe auch schnell einen Schniebel angefasst. Das wollte ich schon immer.

Wir steuern wieder zurück in die Stadt. Die e-mail kommt an, wir buchen die Flüge und endlich können wir abfahren, zuerst mal in nordöstlicher Richtung. Wir bummeln einfach mal los, vorbei am Flughafen der Stadt, wo im Winter nicht viel los ist und lenken den Bus so grob in die Richtung Istro. Die Strasse führt uns der Küste entlang, rauf und runter, wieder dieses entspannte fahren. Und Heraklio ist im Rückspiegel einfach am schönsten.
So wie alle Städte.