Vom
Torre Chicana fahren wir nach Lecce. Einfach so um etwas rumzuschauen. Viel schauen tun wir aber dann doch nicht. Die Stadt hat eine lange Vergangenheit hinter sich. Und sogar etwas Zukunft.
Und das nicht nur wegen dem Tuffsteinabbau. Gnadenloses Gegenteil dieser wunderschönen Fassaden aus Tuffstein sind die tristen Wohnkasernen ausserhalb der Stadt.
Hoch, lang und endlos säumen diese Häuser die Ringstrassen.
Hätten die Bewohner nicht grundsätzlich ein helles Gemüt, würden die das nicht aushalten. In diesen Gefängnissen zu wohnen. Wir bauen sie ja immer noch. Diese Betonhütten. Einfach jetzt in der Minenergieversion.
Lecce lebt vom Tabak und Weinhandel und ein intensiver Agritourismus spühlt auch noch Geld in die Kassen. Wer hätte das gedacht. Hier unten.
Wir fahren heute so um die 170 km, verlassen die Halbinsel Salento, fahren weiter zum nächsten Vodafonshop um die SIM Karte endlich und endgültig zu aktiveren.
In dieser Gegend geht das nicht beim ersten mal.
Das Mädchen im Shop ist zauberhaft mit viel Italienisch dran.
Zuerst will sie gar nichts mit der Sache zu tun haben. Sturm und Regen ziehen auf im Laden. Dann zeigt ihr meine persische Blume ein paar Instagrambilder. Es wäre schon wichtig und so. Irgendwie, wenn es bloss geht. Ich ziehe mich aus den Verhandlungen zurück und studiere in der Zwischenzeit all die Menschen die hier einkaufen kommen. Auch hier, die kaufen als wäre der letzte Tag angebrochen. Brot und Spiele. Es ist Samstag. Zeit um die Arbeit etwas zu vergessen.
Die Vodafone Verkäuferin legt jetzt doch noch einen Zacken zu und schickt uns ebenfalls einkaufen. In der Zwischenzeit würde sie das nötige unternehmen. Wir haben aber alles, also schlendern wir durch die Shoping Mall.
Ich greife in der Geschichte etwas vor. Es hat dann wieder nicht geklappt. Das nervt voll. Diese Berlusconi Arbeitshaltung, mit viel blabla und nix dahinter, nervt wirklich. Es war ein „freier“ Telefonhändler der uns die Sache zum laufen gebracht hat. 2 Tage später und in drei Minuten. Gratis. Es sei ihm peinlich für Land, Papst und Maria. Wir liessen trotzdem eine Spende liegen. Für Maria.
Wir zielen dann mal rüber zum Golf von Tarent. Zwangsläufig passieren wir auch den Containerhafen bei Tarent. Eine mordsgrosse Geschichte das. Gut einsehbar von der Strasse.
Die Gegend war mal sehr bedeutend. In der Antike. Seit den späten 1970er Jahren gilt der Golf als historische Bucht. Deshalb wird wohl der Müll an den Stränden auch nicht mehr entsorgt. Es wird dann einfach historischer Müll.
Ungeachtet dessen fahren wir weiter. Das Kühlwasser im Motor vorne hält sich still heute. 80 Grad bringt der Motor zustande, 90 das Oel. Zuhause die Zylinderkopfdichtung wechseln ist aber definitv angesagt. Und den Zahnriemen. Der ist langsam auch schon fällig.
Irgendwie ist das hier nicht so meine Gegend.
Es wechseln sich Felder mit Feldern ab, Gewächshäuser mit andern, hin und wieder ein Schlagloch. Das war’s dann.
Noch beim ollen Turm gestern haben wir auf der Karte einen langen Strandabschnitt gesehen, da lässt sich sicher gut leben. Wir biegen ab, fahren an den Strand und finden das schon mal halb so toll dort. Bleiben nicht.
Das Strandresort zu unserer linke Seite ist seit Jahren geschlossen. Vorne am Strand liegen die Ueberreste noch rum, Pet Flaschen und allerlei anderer Krempel macht die Aussicht auch nicht besser. Ich frage mich wo zum Henker wir eigentlich sind, hier in diesem Italien.
Wir fahren ein paar Kilometer weiter, biegen links ab und finden dann etwas passendes.
Bloss etwas den Müll wegräumen und Feuerholz zusammen suchen, dann sind wir da. Wollen das Lammfleisch aus Griechenland braten, etwas Wäsche waschen und zusammen viel reden und so. Lästern auch etwas. Das tun wir doch gerne. Ich fliege mit der Drohne in der Gegend rum. Von oben ist das so, Meer, dann Sandstrand, dann ein dichter Gürtel mit Baumbestand, dann Kulturland. 100 Km lang das. Leider hab ich die Bilder nicht mehr, deshalb der Link zu Google Maps.
Von der Strandanlage stehen hier nur noch ein paar Ruinen rum. Das letzte was da angeschleppt wurde, waren zwei Paletten mit so Betonplatten drauf. Sollte mal einen Gehweg formen. Der Parkplatz, logisch ist noch da. Wir stehen unter den Bäumen und finden das gut.
Während wir dem Wein zusprechen, reflektieren wir die paar Tage, die wir mit unseren beiden Freunden, hier in Italien verbracht haben. Finden dies und das sei gar etwas wunderlich. So nah von Worb, dem Emmental und Luzern, eine solche Scheisse zu finden. Buchstäblich. Wo sind wir bloss gelandet. Europa? Immerhin. Wir beschliessen, das gehöre in den Rucksack. In den mit den Erfahrungen. Den Rest lassen wir liegen. Wenn wir das nächste mal Kleider für 8 Euro kaufen wollen, werden wir dran denken müssen.
Gleichzeitig schauen wir etwas dem Treiben auf dem Parkplatz vorne zu. Italien ist offenbar noch immer so stark katholisch kontrolliert, da bleiben für etwas rumknutschen und mehr, bloss noch Parkplätze übrig.
Wir lassen es knutschen und widmen uns jetzt dem Fleisch aus Griechenland. Sobald die Glut weiss überzogen ist, kommt der richtige Moment. Das Fleisch direkt auf die Glut legen und warten. Wenn fertig gebraten dann sofort essen. Und immer wieder bin ich überrascht, wie gut Fleisch nach dieser Methode schmeckt. Und auch zu beissen ist. Und Lammfleisch aus Kreta, ist nur durch Lammfleisch aus Kreta zu ersetzen.
Wir fühlen uns alle etwas rastlos. Deshalb beschliessen wir am nächsten Tag dann aufzubrechen. Wollen uns mal in einem Dorf abseits der Küste umsehen. Also schlafen wir hurtig ein.