Die
Idee mit grossem Bus nach Aligudarz zu fahren, dann mit etwas kleinerem Bus weiter zu fahren kommt bei Eltern, Verwandten und Bekannten nicht gut an. Das kleine Städtchen findet man hier bei Maps
Für so Reisen stehen genügend Familienkutschen rum und viel bequemer sei das auch und überhaupt. Mit Bus, sowas übles. Aber, aber. Es werde sich augenblicklich jemand finden lassen der uns dort hin fährt.
Wir setzen uns durch. Der Vice General spricht dann ein Machtwort, wir packen einiges und vorallem zuviel in die Rucksäcke, wir stehen früh auf und bummeln zur U-Bahn rüber. Mit grossen Rucksäcken. Samira und Zartosht im Schlepptau. In der U-Bahn, logisch doch, will jeder wissen von wo ich sei und möchte ich den Einladungen folgen, ich würde ich dieses Lorestan nie von nahe sehen. Es ist immer das gleiche. Alt und Jung kramen all ihr Englisch hervor und sprechen munter drauflos.
Fast am Ende der U-Bahn steigen wir aus und gehen mal rüber zum Busbahnhof. Die Sonne geht langsam über der Stadt auf. Hier erstehen wir für 5 Franken und sechzig Rappen vier Fahrkarten. Die Fahrt dauert um die sechs Stunden. Leider haben die Perser die alten, wunderbaren Busse nicht mehr in Betrieb. Bloss so moderne Dinger stehen da rum und warten auf die Fahrgäste.
Wir fahren also mal ab. Wie das so geht, sieht man hier unten. Von selber geht der Film nicht ab. Es muss schon auf den Play Button gedrückt werden. Im Fall.
Die Stadt Aligudarz zählt so um die 75’000 Einwohner und ist um die 500km weit weg von Teheran. Sie ist in etwa so aufregend wie ein Schluck warmes Wasser. Aber es hat Berge im Hintergrund und so Wasserfälle auch noch. Sei bloss mal erwähnt für jene die denken die Perser reiten auf Kamelen oder so Geviech in der Wüste rum. Tun sich nicht. Und wenn Wüste, dann mit dem modernen Allrad Jeep. Und etlichen Kühlboxen. Und die Weiber in den schicken Karossen sind aus der grossen Stadt und haben aufgespritzte Lippen. Fast so gross wie die Allradreifen. Aber hier in dieser Stadt, sind sie normal und hübsch, die Frauen.
Auch die Männer geben was her.
Die Perser sind im Verkehr ziemlich effizient.
Sonst eher weniger.
Und noch wegen den Bergen.
Unser nächster Wunsch scheitert beinahe. Wir wollen mit dem Mercedes Bus weiter, diesem alten, wunderbaren T2 Bus. Ein Lizenzbau aus dem Iran, der DüDo stand Pate. Schraube für Schraube. Bis auf den Chrom und die roten Stühle drin. Und das Radio.
Von langer Hand hat Teheran natürlich den Weitertransport für uns organisiert. Man kennt die Familie dort unten. Ein Taxi mit Fahrer wartet am Busbahnhof. Auf vier die aussteigen und einer schaut bei aussteigen aus wie ein Schweizer mit Bart.
Wir staunen eine Runde rum. Wir fahren mit der Taxe aber nur halb durch die Stadt um eben diesen DüDo zu finden und für ein paar Groschen mit den munteren Leuten die schon drin sitzen mitzufahren. Das Taxi schicken wir wieder zurück. Meine persische Blume macht da nicht lange Federlesen.
Unsere Freundin macht auch wenig Federlesen. Wenn es um das Kopftuch geht. Überhaupt, die Tücher werden immer farbiger und rutschen immer weiter nach hinten. Je nach Studienrichtung. Die Richtung hier ist Kunst.
Wir finden also den Bus und es hat keinen Platz aber die Meute drinnen schaut bloss wild aus. Sie alle rücken zusammen damit wir hinten sitzen können und finden es dürfe ruhig gefilmt werden.
Der ältere Mann mit Schnauz musste sein Gewehr bei einer Behörde vorführen, der jüngere rechts findet das Gewehr ziemlich gut und möchte es abkaufen, aber der ältere mit Schnauz braucht es noch zum jagen. Der gut aussehende Bauer vorne rechts ist auf dem Heimweg und war wegen einem Stück Land in der Stadt. Sein Nachbar links hat es ihm verkauft. Deshalb hat die Dame am Fenster links nun eine nette Tasche. Und der Käufer nur ein paar Stadteier, für mehr hat es nicht mehr gereicht. Dafür hat er jetzt etwas mehr Land. Dann lacht er über den Witz. Wegen der Übersetzung ich etwas später.
Überhaupt, die Reiserei ohne gerade viel von der Sprache zu verstehen, macht mir Spass. Die Leute sind munter und aufmerksam. Es ist ihnen wichtig, dass es uns gut geht. Sind auf dem Land jetzt.
Wir kommen dann mal an unserem Zwischenziel an. Müssen noch ein paar Meter laufen, einem kleinen See entlang, da wird gefischt. Einem Cousin gehört hier eine neue Karawanserei, da werden wir gebeten zu essen und zu schlafen. Was heisst eigentlich gebeten, es wird erwartet. Wie durch ein Wunder ist die halbe Verwandtschaft auch grad von Teheran her angekommen. Was für ein Zufall.
Es wird ziemlich viel gegessen und um das Feuer rum gesessen. Es kommen dauernd irgendwelche Leute an, grüssen meine Schwiegereltern, bringen was und gehen dann wieder weg. Es wird spät. Wir zwei schlafen draussen im Schlafsack. Unter einem Nomadenzelt. Das steht da für Touristen rum. Die Luft ist frisch und trocken. So lässt sich gut schlafen.
Kurz probeliegen und die Sonne untergehen lassen. Es liegt sich hier auf Teppichen ziemlich gut. Die Kissen sind mit Stroh gefüllt und knistern etwas.