Kohle.
Früh am Tag rauscht Adem der Autoelektriker bei uns ran. Dieses Geschäft will er sich schliesslich nicht entgegen lassen. Wir folgen ihm zu seiner Werkstatt.
Das sind so grössere Boxen in einer Strasse voller Autoreparaturstätten. Er betreibt eine davon.
Und zu meinem Schrecken, die Werkstatt ist sauber. Aufgeräumt und entspricht so gar nicht meiner Phantasie einer Türkischen Schrauberwerkstatt. Wir sehen später wie penibel die aufgeräumt ist. Zuerst muss ich mal über die Grube fahren.
Es ist Sonntag, kaum jemand da. Bloss der Bäcker unten an der Ecke, der verkauft uns Süsses.
Wir mechanikern die Lichtmaschine flott runter. Dazu steigt man in die Grube. So eine Grube hab ich in unserer Werkstatt nicht. Ich mach sowas liegend.
Eine 19er, eine 17er Nuss, ein 17er Ringgabelschlüssel, eine 13er Nuss mit Verlängerung, ein 10er Schlüssel. Das braucht’s bis die Lichtmaschine runter ist. Und das Hosenrohr will auch gelöst werden, sonst kriegt man die Lichtmaschine nicht runter. Mir fällt auf, die brauchen hier gern Gabelschlüssel, wo ich eher eine Nuss oder einen Ringschlüssel ran halte.
Da liegt das Übel dann auf der Werkbank und Adem nimmt das Teil ziemlich routiniert auseinander.
Die Kohlen sind recht ramponiert und ausgebrochen. Er wechselt beide Lager, Qualitäts Kugellager made in der Türkei für einmal Iran und zurück sind das. Mehr halten die vermutlich auch nicht aus. Immerhin überspanne ich den Keilriemen eh nie. Das ruiniert eben die Lager. Auch jene der Wasserpumpe, übrigens. Mit den ausgebrochenen Kohlen hat das dann aber nichts zu tun.
Ich ärgere mich etwas proaktiv an der Werkbank rum. Das macht sich immer gut im Film.
Zu meinen Erstaunen tröpfelt er sogar etwas Oel auf die Welle. Das hätte ich nicht erwartet.
Neue Kohlen kommen jetzt dran, alles zusammen schrauben und gut ist. Wär mir recht unpraktisch gelegen, diese Arbeiten irgendwo im Schnee, hoch oben in den Kurdischen Bergen zu machen.
Es ist Zeit um diese süssen Gebäcke zu essen, dann schrauben wir mit meinem Werkzeug die Lichtmaschine wieder ran. Mir seinem Werkzeug mag ich nicht wirklich schrauben.
Adem meint der Anlasser sollte auch mal gemacht werden. Ich finde, ich warte noch etwas zu. Sicher werd ich das tun, aber nicht bei Adem. Den Preis den er verlangt um die Lager und Kohlen zu tauschen grenzt an Wucher. Ne, es ist Wucher. Den nächsten Türken den ich in der Schweiz sehe, den zieh ich ebefalls bis auf’s Hemd aus.
Die Sache ist drum die, das Vorglührelais, das ist nicht sauber. Da tut was zwischendurch rumfunzen, ich möchte nicht die Glühkerzen riskieren. Deshalb wird da wohl in Kürze was gereppt werden müssen. Der Styl wie hier so rumgeflickt wird, passt mir ja schon. Bloss nicht das Touristen bescheissen.
Wir wollen gerade bei Adem ab huschen, biegen beim Bäcker links ab, als Asadeh, eine Instagram Freundin meiner persischen Blume sich meldet. He ihr beiden, ihr seid ja in meiner Stadt. Kann ich euch schnell treffen. Ja, klar. Warum nicht.
Die beiden Perlen treffen sich dann und meinen wir sollten doch zusammen was unternehmen. Das tun sie dann auch und ich habe Zeit unter die Motorhaube zu blicken.
Zuerst aber richten wir uns vor ihrem Haus ein, ziehen Strom runter. Ich prüfe die Elektrik durch und stelle fest, das Vorglührelais zieht proper, aber urplötzlich und unregelmässig, während der Motor läuft, zieht es an und will vorglühen, was viel Strom absaugt, komplett unnütz ist und mir höchsten die Kerzen ruiniert. So ist das. Mit den Zündschloss hat dieses üble Verhalten nichts zu tun. Zwischendurch zieht es auch wenn der Motor nicht läuft. Ich stehe im regen Austausch mit der WoMo Whatsapp Gruppe, die Jungs schreiben mir die passenden Tipps rüber. Ich klemme das schadhafte Teil dann mal ab, weil morgen ist auch ein Tag.
Auf dem Parkplatz steht auch ein schöner Käfer. Voll geil das Teil.
Und Landstrom haben wir auch. Was will man eigentlich noch mehr.
Wir gehen mal mit allen Leuten, die mittlerweilen da sind, einen Happen essen. Und das sind eine ordentliche Anzahl netter Menschen und zwei kleine Knirpse sind auch dabei. Der Abend geht schnell vorbei, der Austausch unter uns hat mir ziemlich gefallen. Asadeh’s Mann Murat, ist Werber und Grafiker. Und weiss viel zu erzählen. Can, ausgesprochen wie „tschon“, ist jener der einen zum Camper schön ausgebauten VW Transporter fährt, mit frechem Blau am richtigen Ort an der Karosse. Und Can hat letzte Woche eine private Schule gegründet. Und Kind und Kegel sind auch da. Soviel zu den Protagonisten der nächsten Tage.
Morgen fahren wir dann mal rüber zur Autoelektriker Bude. Eine Strasse weiter als jene vom Adem. Bin ja mal gespannt. Can kommt auch mit. Dann wird das auch was mit den Preisen.