Nacht.

Das tut es gern, so in der Nacht leise runter schneien. Wenn man schläft. Nicht viel Schnee hat’s gegeben, dafür nasser Schnee. Man merkt es an den gedämpften Geräuschen früh am Tag.

Wir trinken Kaffee, verabschieden uns von den Leuten die uns Gastrecht gewährt haben und bewegen uns wieder zurück auf die Strasse, die in den Iran führt.

Ich habe mich ja immer lauthals beklagt, der Bus heize schlecht. Nun ja, das war ein Fehler. Die Dichtung am Heizungsventil war zu klein geschnitten. Das war der Grund. Siehe dieser Beitrag. Aber, da gibt es sonst noch was. Die Lüftungsschlitze für die Windschutzscheibe. Naja, seht selber. Irgendwie sind die nicht optimal. Zu meckern gibts ja immer was. Immerin ist Bubi gesund, kann er meckern. Ich leg mich voll ins Zeug.

Wir sind ja nicht wirklich in Zeitnot und lassen die Fahrt heute gemütlich angehen. So im zweiten Gang ist praktisch. Die Maschine bleibt warm, ich kann raus linsen und mir alles ansehen.

Schneeketten haben wir auch dabei, genug Gas zum heizen und Vorräte für eine halbe Armee. Nassschnee Rutsche auf die Strasse runter sind so ca. die einzigen Sorgen.

In diesem Tal hat Ankara etliche so Staudämme hinbetoniert. Entweder führt ein Tunnel durch den Damm, oder der Damm ist dort wo die Strasse durchführt noch nicht fertig. Der Irak, der schliesslich auch am Wasser vom Tigris hängt und die Bewohner dieser Täler sind nicht erfreut über diese Vorhaben. Die Löcher würden geschlossen, die Talbewohner umgesiedelt und die Iraker hocken auf dem trockenen.

Wir schliessen auf einen PW vor uns auf, der mit Mühe in der Spur bleibt. Ich lasse den mal etwas ziehen, will sehen ob er es schafft. Will nicht in der Steigung wegen ihm stecken bleiben. In der Ebene geht’s einfacher die Ketten zu montieren. Soweit der Plan im Moment.

Eigentlich ein guter Platz um Schneeketten zu montieren finden wir und etwas Kaffee zu brauen sowieso. Wunderbare, wildromantische Gegend für ein Frühstück. Also halten wir sofort an.

Der PW vor uns kommt dann bald mal wieder zurück geschlittert. Wir werden erfreulicherweise Frühstück zu dreien essen. Er meint ein Schneepflug sei unterwegs. Wir heizen kräftig den Bus, reden miteinander so gut es geht, essen gut und warten bis der Pflug dann mal vorbei rauscht. Ist schon fast Nachmittag.

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Und zwischendruch schneit es munter weiter. Ist aber doch zu warm um seriös Schnee runter zu werfen. Mindestens heute.

Weiter gehts, die Strasse ist gut geräumt. Ich hab die Schneeketten wieder runter und freue mich an einem guten Winterreifen vorne, vermisste die Winterreifen hinten etwas, aber das geht schon. Die Steigungen sind sanft, höchstens die Schlaglöcher wecken mich eher unsanft auf. Und ganz ehrlich, ich geniesse das langsame erfahren von diesem Tal hier in vollen Zügen. Das ist die N400 die uns in den Iran führt.

Wir gondeln gemütlich dem Weg entlang und erreichen bald das Dorf Oratsu. Und logisch müssen die Armee Heinis uns auch grad jetzt entgegen fahren. Freundlicherweise überlassen die uns die Fahrbahn.

Überall auf den Dächern schippern die Männer Schnee runter. Der Schnee ist nass und schwer.

Wir fahren weiter um zu sehen wie sich die Strasse wohl so entwickelt. Und halten an, will mal etwas im Dorf rum fragen was die so meinen zur Geschichte da.

Vorne rechts das langgezogene Haus, das ist so eine Art Kantine der Kohlearbeiter. Die treffen sich auch im Winter dort, trinken Tee und wir erfahren gar schauerliches. Nicht wegen dem Wetter.

Wir haben nicht ganz zufällig am Ort des Roboski-Massaker, oder auch Uludere-Massaker, vom 28. Dezember 2011, angehalten. Seitdem fehlen in diesem Dorf viele junge Männer. Masakriert von der türkischen Luftwaffe.

Bericht Guardian in Englisch  oder Wikipiedia Deutsch

Wir werden hier nach Art der Kurden willkommen geheissen.

Guter Tee, ein warmer Ofen, ein perfekt Englisch sprechender Literaurstudent und ein guter Parkplatz für unseren Bus sind innert Minuten organisiert. Heute fahren wir nicht weiter.  Und im Bus übernachten, gibts grad gar nicht. Diesmal können wir uns nicht raus schnorren. Aber endlich kann ich mir anhören, was damals wirklich passiert ist.

Ein paar der Männer von der Kantine.

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Sie beide sind vor ein paar Wochen hier eingezogen. Und im Sommer werden sie dann zu Dritt hier wohnen, Tanner, Rahschan und Baby noch an der Wärme.

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Natürlich gibts Wohnungsbesichtigung und Tanner kratzt mal den Schnee weg um mit dem Auto rauszufahren. Wollen zusammen etwas auf Entdeckungstour gehen. Das Dorf lebt vom Kohleabbau und das ziemlich gut. Die Kohle hier hat einen ungewöhnlich guten Brennwert, ist sehr begehrt und lässt sich entsprechend verkaufen. Die schweren Maschinen stehen hier rum, jeder braucht grad was nötig ist um vor seinem Haus den Schnee los zu werden.

Ich werde den Eindruck nicht los, wir werden noch ein paar spannende Stunden hier verleben.