fahren

wir jetzt. Wir verlassen Cizre, die Grenzstadt am Tigris, die heute etwas traurig ist, und finden das neue Autobahnstück rüber nach Şırnak.

Die Strasse führt uns ordentlich höher und wir freuen uns an den Aussichten. Ein paar Schneeberge grüssen schon von weitem. Wir sind auf 1500 Meter, schätz ich mal. Höher sicher nicht.

Der Spass mit der Autobahn findet schon bald sein Ende. Wir fahren an neuzeitlichen Trutzburgen vorbei. Nichts hat sich geändert seit dem Mittelalter. Der Glaube an Türme ist geblieben.

Kohle und alles was mit Kohle zu tun hat begleitet uns. Das hochwertige Brennmaterial welches hier abgetragen wird, ist nicht zu übersehen. Es liegt überall rum.

Logisch werden wir angehalten, wir packen’s mit Humor. Solange sie mit ihre dreckigen Schuhen nicht in unsere Wohnung trappen, ist uns das schnuppe. Und die üblichen Fragen sind eh keine Herausforderung mehr. Immerhin sind es die Gendarmen die uns kontrollieren und die spassen eher rum als jene der Armee.

Zunehmend ändert sich die Gegend, die Täler werden etwas enger und stotziger die Hänge.

Die Ausfahrt aus Şırnak raus, mit den noch jungen Bäumen im Mittelstreifen der Fahrbahnen, die hohen Strassenlaternen, all dies kann nicht über die winterliche Misere hinweg täuschen. Bergbaugebiete sehen immer etwas trostlos aus. Nach Şırnak wird es auch etwas rauher auf der Fahrbahn. Und enger wird es auch, die Schlaglöcher werden tiefer und zahlreicher.

Dafür wird es endlich etwas weiss und der Schnee deckt die Wunden der Landschaft schön ab. Wir sind immer noch auf der N400. Und die hat sich ja gewaltig verändert. Die Strasse führt über die momentane Schneegrenze, dann wieder runter in ansprechende Täler.

Naja, auch die müssen hin und wieder die Räder wechseln. Was mich aber etwas wundert, dass die dermassen dicht aufschliessen. Als ich noch in der Armee war…, ihr kennt den ja, war alles besser. Und die Abstände grösser. Immerhin, der Zugführer ist gut gelaunt, er muss das Rad ja nicht selber wechseln.

Die Strassenführung folgt dem geringsten Wiederstand. Folglich folgt der Asphaltstrang auch den Tälern wo’s bloss auch geht. Und da bauen Kleinunternehmer Kohle ab.

Gross Verkehr hat’s nicht mehr hier. Sehr entspannt die Gegend. Wir sind hungrig. Folglich kochen wir was nettes und räumen mal den gröbsten Schmutz aus dem Bus.

Man hat eben so seine Prioritäten hier oben.

Ich frag mich bloss was für Gas wir getankt haben. Das hat einen Brennwert über normal. Das sind in etwa so die Sorgen die wir haben.

Wir fahren dann mal wieder weiter, etwas den Hügel hoch. Wunderschön hier. Wie schaut das wohl im Frühling aus, fragen wir uns. Müssten wohl wieder hier durch fahren. Dann wissen wir das.

Ein paar Pferde und Maultiere grasen hier. In diesem Gelände kämen mir diese struppigen Pferde grad recht. Ich glaube nicht dass man die laufen lernen muss.

Und wieder eine Kontrolle. Schaut euch mal die Gwundernasen an. Die würde am liebsten alle gleich reinhüpfen. Ich lasse meinen Kampfpansen bedrohlich raushängen und sie bleiben draussen. Sie mögen unseren Teppich. Wie immer. Ich frag mich bloss was an unserem grauen Flickenteppich so besonders ist.

Jetzt gehts wieder den Hügel hoch, wir pendeln immer etwas ober- und unterhalb der Schneegrenze.

Die Dörfer sind schon etwas fucked up. Sobald Bergbau im Spiel ist, schaut es so aus im diesen Gegenden. Schade eigentlich.

Zwei Minuten zum mitfahren. Das ganze im Frühling, Sonne, blauer Himmel und so? So langsam reift da ein Gedanke.

Wir fahren noch ein paar Meter aber so langsam ist es an der Zeit einen Uebernachtungsplatz zu finden.

Frage ist bloss wo. Die ist dann schnell beantwortet. In Dörfern. Ist um einiges sicherer in diesen Gebieten, also irgendwo ausserhalb. Ausserhalb funktioniert das Feind/Freundsystem nicht immer, dann haben wir den Salat und um drei Uhr morgens ein paar aufgeregten Gendarmen über den Sinn der Übernachtung Auskunft zu geben macht eben wenig Sinn. Und es kommt noch was anderes hinzu, es sind die Dörfer der Kurden. Die sind nun aber wirklich sicher.

Wir finden so einen Platz unten beim Bach und ich geh mal beim nächsten Haus hin um zu fragen ob das wohl passen würde wenn wir hier schlafen täten.

Zuerst schliesst man hier Freundschaft mit den Hühnern.

Dann geht es Schlag auf Schlag. Und wir enden da. Meine persische Blume hat so langsam den Dialekt der Kurden hier verstanden. Und die Mädels haben untereinander eh null Probleme. Und der Vater des Hauses würde uns nicht ohne Essen abziehen lassen. Das ist hier so.

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Während ich mich via Google Translate mit den Jungs unterhalte essen wir mit den Leuten, die wir bloss wegen dem Übernachten fragen wollten, Abendessen. Magronen mit Tomatensauce und andere leckere Sachen. Dann gibts eine Menge an Tee.

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Und wir müssen ihnen unser rollendes Haus zeigen, bis sie uns im Bus schlafen lassen. Sie wollen sicher gehen, dass wir nicht erfrieren.