bringen
ist angesagt. Die Sonne scheint gerade praktisch warm und ich beschäftige mich mit etwas Innenreinigung. Kühlschrank ist abgestellt, die Separet Toilette will einer intensiven Reinigung unterzogen werden, viel Staub hat sich angesammelt und die Spur will ich überprüfen. Ich werde den Eindruck nicht los der Bus zieht nach rechts.
Geschwistergespann die beiden.
Zartosht ist mit fünf Monaten auf die Welt gekommen. Im Bunker unten. Die Iraker schossen ein paar Raketen nach Teheran rüber. Der erste Golfkrieg war das. War gar nicht gut für den kleinen Racker. Drei Jahre Behandlung in Paris und das schlimmste konnte wieder zurecht gebogen werden. Jetzt hilft er mir die Wassertanks auszuspühlen und übt etwas Deutsch dabei.
Der hier hilft gar nichts. Ist einfach in den Bus gesprungen, hat sich alles angeschaut und macht es sich dann auf dem Fahrersitz ziemlich bequem. Und wird von Passanten fotografiert.
Hin und wieder kommt jemand vorbei auf einen Schwatz. Die meisten älteren Iraner in diesem Quartier sprechen entweder Deutsch, Französisch oder Englisch. Das rührt noch von den Schah Zeiten her. Damals war der Iran ziemlich fortschrittlich, so im Umgang mit dem Rest der Welt. Und im Umgang mit vielem anderen auch.
Diese Gelegenheiten was zu hören führen dann immer zu einer Tasse Tee im Bus und manche wollen auch mal rein sitzen und erzählen mir dann eben spannende Geschichten aus ihrem Leben.
Der eine hat seine Mercedes immer in Stuttgart gekauft und sie dann in den Iran gefahren. Ein anderer hat auf dem Bürgenstock bei Stans geheiratet. Mit 250 Gästen. Sie haben gleich einen Flieger gebucht. Sei günstiger gewesen. Aber hallo, wir reden hier von den 1970er Jahren. Da war doch fliegen sauteuer. Er winkt ab. Man heiratet bloss einmal. Wie ich den so geheiratet hätte will er wissen. Ich so, eher im kleinen Kreis.
Ein Ehepaar schaut rein und findet die Vorhänge seien aber schön zum roten Sitzüberzug. Finde ich auch, die roten Sitzüberzüge seien aus dem Iran. Vom Bazar. Hat meine Blume dann selber genäht. Er so trocken, mit Nähmaschinen kenne er sich aus. Er hätte bis 1981 Bernina und Singer Nähmaschinen importiert. Bis die Mullas ihm das Geschäft weggenommen haben. Wir landen bei der Politik und seine Frau geht einkaufen während wir zwei etwas Tee aufgiessen. Seine drei Söhne sind alle ausgewandert. Die sehen hier keine Zukunft. Er hätte sich arrangiert mit der Situation. Dann geht er seiner Frau entgegen die über die Brücke zurück kommt, mit den Einkäufen für die Woche. Dann gehen sie nach Hause.
Wir sind dann mal fertig mit dem Staubwedeln und wollen rüber zu Hossein fahren, der eine Allrad Freak Show Werkstatt betreibt.
Um diese Zeit ist immer gut fahren da in der Stadt. Wir fahren 30 Kilometer. Die Autobahn in Teheran ist gern mal doppelstöckig. Anders geht’s offenbar nicht.
Im Iran darf man legal hupen wenn einem die Felgen wie jene hier vom Abschleppwagen gefallen.
Mal ganz ehrlich, ich weiss meisten nicht wo wir grad sind. Die einzige Orientierungshilfe nach Hause ist das Elburs Gebirge.
Wir finden doch tatsächlich die Werkstatt. In so einem typischen Kleingewerbequartier.
Die bauen hier so Allrad Vehikel um. Grosse Stossstangen, legen die Dinger dann gleich auch höher, allerhand Schnickschnack kommt da drunter und ran. Viele der Teile macht er in einer kleinen Fabrik gleich selber. Ist schwierig das Zeugs zu importieren.
Hier können sich die Rich Kids mit Spielzeug eindecken. Voll dekadent das. Begünstigt vom Regime hier. Aber dann volle Kanne. Leider nur in Englisch der Bericht da. Die beiden ältern Herren von vorhin kommen mir in den Sinn.
Instagram machts möglich. Wir kriegen von so Arschlöchern übrigens auch Einladungen mit dem Bus an deren Partys zu fahren. Damit sie uns dann wie im Zoo begaffen könnten. Ohne uns das.
Gefällt mir der Lift.
Ich leg mich dann mal unter den Bus und seh das Fahrwerk durch. Schau mir die Geschichte generell mal an, was da alles gelitten hat, rüttle kräftig an den Motoren- und Getriebelagern. Prüfe die Muttern am Farwerk, seh mir die Bremsen durch und soweit hat die Mechanik die Reise gut überlebt.
Spur vermessen kann er nicht, die Werkstatt am anderen Strassenende ist leider zu tief für den Bus und Lastwagenbuden sind auf der anderen Seite der Stadt. 40 Kilometer weit weg.
Also schieben wir den Bus auf dem ebenen Boden ein paar mal hin und her um zu sehen ob er radiert oder zieht. Tut er aber nicht. Mir ist eh aufgefallen, auf den ebenen Brücken zieht der Bus gerade. Hossein lacht nur und meint die meisten Autobahnen hier hängen zur Seite runter. Wegen dem Wasser oder so. Das hat was. Und es wird sich bald herausstellen, Hossein hatte recht.
Man beachte den verchromten Kanister. Die seien grad der Renner hier. Jeder will so einen haben. Er lässt auch Kanister vergolden. Aber nur auf Bestellung.
Wir fahren dann mal weiter. Will den Bus endlich etwas abspritzen. Eine Abdampfe zu finden ist nicht einfach. Die meisten so Autoschönheitskliniken sind mehr für die Höhe von Ferraris und Co. gebaut.
Fahren wir also weiter. Auch hier gehts nicht. Auto waschen ist Männersache. Und von Hand wird da gewaschen.
Wer sagt’s, da geht’s dann von der Höhe her.
Die Jungs hier können nicht verstehen dass ich den Bus selber waschen werde. Also schauen sie gespannt zu. Ich will den Motor runter waschen, vorher klebe ich dies und das ab. Vor allem der blöde Schlitz an der Abdeckung vom Zahnriemen. Ebenso die Kühlgitter vom Kühlschrank hinten und den Kamin kleb ich auch ab. Das finden die Jungs gar spannend.
Mir blutet das Herz wenn ich sowas machen muss. Aber das Salz muss weg.
Hier kommt das Autoshampoo aus dem Schlauch. Ganz viel kommt da raus.
Und die Abdampfe, die hat einen solchen Druck auf der Röhre, muss aufpassen dass es mir die Farbe nicht vom Bus runter bläst.
Dann ist fertig. Wir wollen zahlen. Es koste nichts. Der Chef will kein Geld. Und eine Kiste mit Süssigkeiten kriegen wir auch noch mit. Aber Gruppenfoto brauchts dann schon. Dann kippen wir einen Automatenkaffee runter.
Wir fahren wieder zurück in den Norden der Stadt. Nach Hause.
Und schauen uns am TV das Fussball Spiel Iran vs. Irak an. Asia Cup . Vor Ende der zweiten Halbzeit gibt’s aber Abendessen und so weiss ich nicht wer da gewonnen hat. Und ist mir eh schnuppe.