wir.
Wir fahren jetzt auf der 95er in Richtung Irānschar. Die 95 ist eine der Verbindungstrasse von der Küste rein in’s Landesinnere der Belutschen. Irānshahr ist eine Stadt in der Provinz Sistan und Belutschistan, im Südosten des Iran. Und die Stadt ist noch weit weg. Unsere Augen suchen links und rechts die Landschaft ab, ich würde meinen so langsam müsste man doch endlich rechts abbiegen. Sonst wird das nie was
Bei einem der Dörfer fallen uns etliche kleine Autowerkstätten auf. Nicht wirklich etliche, sondern sehr viele.
Sie fallen uns auf, weil hier ein Pickup nach dem andern auf Böcken steht. Und offenbar an den Fahrwerken und Bremsen gearbeitet wird. Und spätestens als ich die ziemlich kräftigen und gross dimensionierten Blattfedern erkennen kann, wissen wir, wir sind richtig.
Lange müssen wir nicht warten. Ich lass den Fotoapparat am Ranzen hängen.
Hier leben und arbeiten die Mechaniker der Dieseltransporteure, Händler und Buchhalter. Die Fahrzeuge werden unglaublich hart geschunden. Ich geh dann mal mit einem der Männer zu einer Werkstatt. Was ich sehe sind gebrochene Federn, Bremsbeläge bis runter auf die Nieten geschliffen, verzogene Rahmen, grobe Schäden am Unterboden und eine schiere Menge an Ersatzteilen hinten in der Werkstatt. Und das alles vorne an der Hauptstrasse nach Irānschar.
Schätzungsweise um die 1’800kg werden pro Fahrt geladen.
Nummernschilder für diesen Job sind nun wirklich nicht nötig.
Männer.
Nachdem wir alle Einladungen zum essen elegant umschiffen können, fahren wir weiter.
Eine arg zerklüftete Gegend ist das schon hier. Hier machen Allrad Fahrzeug Sinn will man nicht der Strasse folgen.
Etliche Strassendörfer finden sich hier aufgereiht und immer jemand der besser Englisch als ich Farsi spricht. Wobei Farsi ist hier nicht wirklich die Sprache der Belutschen. Aber sie könnten, müssten sie.
Der Verkehr hier hält sich erfreulicherweise in Grenzen. Die Jungs in den Pickup halten einen guten Abstand zueinander. Sind die Pickup leer, fahren sie gemütlich, so wie diese drei da. Sind sie beladen, fliegen sie tief.
Wir zirkeln etwas in der Gegend rum um zu sehen was uns wohl um die nächste Ecke erwartet. Fehlanzeige. Nicht die einzige.
Wir finden weiter hinten Täler mit breiten und trockenen Flussbeeten. Und guten Fahrwegen.
Wir wollen dieser Strasse hier mal so lange folgen bis sie aufhört.
Wo Stromleitungen hinführen, finden sich am anderen Ende auch Häuser. Ein weisser Pickup fährt uns gemütlich entgegen. Im Wagen sitzen zwei Männer, sie tragen gekreuzte Patronengurte mit grosskalibrigen Patronen gesteckt. Es sind alle Schlaufen belegt, ein gutes Zeichen. Ich kann nicht sagen was für ein Kaliber die hier verwenden für die Jagd auf Vögel und Mäuse, aber im Kleinkaliber Schützenverein sind die beiden nicht Mitglied. Momente wo man die Kamera abstellt. Vertrauen gegen Vertrauen. Wir lassen durchblicken dass wir eine Uebernachtungsgelegenheit suchen, sie nicken nur und fahren weiter. Der Beifahrer hat das Hosensack Telefon am Ohr.
Etwas später aus dem Nichts heraus taucht ein roter Pickup auf. Kein Allrad allerdings, dafür mit Kindern hinten drauf. Vermutlich ein Händler. Von hier aus werden wir begleitet.
Die Fahrt führt uns eine weitere Stunde diesem Flussbeet entlang, etwas nord-östlich haltend. Damit Mohson weiss wo wir nun hinfahren, bleibt einer der ältern Jungs hier und wartet.
Und die Fahrt endet bei ein paar Häusern und Kinder sind die ersten die uns begrüssen. Sie wollen sofort wissen wie ich so spreche.
Die ersten Stunden sind alle noch etwas scheu. Aber das wird sich bald ändern. Dann werden sie den Bus erobern, das ist mir klar.
Mohson und Mahvash mit Hundchen Lilly kommen vor dem eindunkeln auch an. Dann gibt’s Essen. Und anschliessend sehen wir uns die Sterne an.
Alleine dürfen wir die paar Häuser nicht verlassen. Es sind immer ein paar der Männer dabei, wollen wir das. Und vorher telefonieren sie.
Hier wird scharf geschossen. Es könnten ja ein paar von der Sepah hier auf den Hügeln rumlungern. Und diese Brüder sind hier nicht willkommen.