1979

war ein wichtiges Jahr am persischen Golf.

Ich schau mir die aktuelle Situation, die kompliziert heran gewachsen ist, etwas vereinfacht an. Mag nicht jedes Sandkorn umdrehen, ist auch nicht nötig. So für den Hausgebrauch reichen meine Betrachtungen. Die Strassen sind weitläufig und es bleibt Zeit nachzudenken.

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Rund um diesen Golf der Perser stehen sich der Iran und Saudi Arabien gegenüber. Begleitet durch eine Schar Länder und Emirate, die je nach Eigeninteresse natürlich, hier und dort als bissige Läuse im Pelz der beiden grössten lokalen Mächte sitzen. Oder von beiden Mächten missbraucht werden. Zudem pfuscht die gegenwärtige Weltmacht seit vielen Jahren im Mecano rum, ohne grossen Erfolg allerdings. Während die anderen beiden nennenswerte Mächte den Boden pflügen um bald zu ernten.

Saudi Arabien ist noch und der Iran nicht mehr, Günstling der USA. So nach dem System Pack schlägt sich, Pack verträgt sich.

So rein vom Führungsstil her betrachtet, sind sich das Regime in Teheran und das Königshaus al Saud gar nicht so unähnlich. Auf beiden Seiten wird hemmungslos ausgepeitscht, aufgeknüpft und gemordet, als gäbe es keinen Morgen danach.

Die Führungsspitzen gestalten sich als extrem steile Pyramiden. Die Luft oben ist dünn, es regnet Geld in Hülle und Fülle und der Absturz wäre lang und die Landung hart.

Die Saudis sind momentan eher etwas jugendlich und hitzig in ihrer Denke. Es ist nicht lange her, waren sie noch in der Wüste unterwegs. Oder als Perlentaucher am Golf ansässig.

Im Gegensatz zum Iran wurde bei den Saudis vor tausenden und mehr Jahren, keine Weltgeschichte geschrieben. Und Katar will jetzt sogar eine Fussball WM veranstalten. Das ist starker Tobak für die Saudiprinzen und deren Ego.

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Und ganz wichtig, das endlose Theater ist intern eine reine Familiensache bei den einen, eine reine Bruderschaft auf der anderen Seite. Eine unglaubliche Günstlingswirtschaft auf beiden Seiten um Privilegien, Geld, Sex, Drögs and Rock’n Roll, so im einfachen Sinne übersetzt. Mehr ist es nicht, bis auf den einen alles entscheidenen Punkt.

Der Glaube.

Kaum war Prophet Mohammed im Jahr 632 n. Chr. altershalber verstorben und somit abgetreten, begannen sich die Schiiten und Sunniten zu zoffen. Die Schiiten anerkennen nur Nachkommen aus Mohammeds Familie an, während die Sunniten auch ein Mitglied aus dem Stamm des Propheten akzeptieren. Um mehr ging es damals eigentlich nicht wirklich. Ansichtssache quasi.

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Im Iran, Irak, Oman, und Libanon bilden heute Schiiten die Mehrheit, Bahrain ist mehrheitlich auch Schiitisch, hat aber eine sunnitische Regierung. Mit dem Sturz von Sadam Hussein im Irak ist rund um den Golf die Sache aber aus der Balance geraten.

Die Staatsreligion der Saudis ist der Wahabismus, also „Sunnitisch extra authentisch“ und die betrachten Schiiten nicht einmal als Moslem. Den muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen.

Die damals erfolgreich expandierende Beduinenfamilie der al Saud schloss 1744 einen Vertrag mit Muhammad ibn Abd al-Wahhab ab, dem Gründer des Wahabismus. Sie mochten seine Ideen nicht schlecht, weil sie sich damals ein paar gute Vorteile versprachen, als sie noch in der Wüste lebten und diese rückwärtsgewandte islamischeLehre den Beduinen eher entgegen kam.

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Seit so vielen hundert Jahren hat sich das Leben in der Wüste nicht geändert, also was wollen sie im beschaulichen Leben jetzt ändern. Bis dann Mercedes Benz, Ferrari, Porsche und Co. erfunden wurden. Deshalb lassen sie ihre Frauen nur ungern Autofahren?

Die Macht der heutigen Königsfamilie al Saud basiert einerseits auf diesem Vertrag und anderseits auf einer damals effektiven Expansionspolitik durch Krieg.

Die Wahabiten lehnen zum Beispiel jegliche Heiligenverehrung oder Wallfahrt ab. Und genau im heutigen Saudi Arabien liegen gerade drei so Heiligtümer, zu denen die Schiiten wallfahren. Auch der schwarze Stein von Mekka.

Und zu allem Elend sind alle Parteien zwar Moslem im Glauben, aber eben in zwei Richtungen gespalten. Wegen dieser Familiensache mit Mohammed damals. Autsch. Und unglücklicherweise kämpfen beide Parteien um die Vormachtstellung ihrer Glaubensrichtung um den Golf rum. Und wäre da kein Öl unter dem Sand, wäre kaum Geld für diesen Kampf vorhanden.

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Sagt mir ein Iraner erst kürzlich, nachdem die Sanktionen gelockert wurden dachten wir es werde wirtschaftlich nun wieder einiges besser laufen. Denkste. Das Ölgeld welches nun wieder in den Iran rein getröpfelt ist, steckte das Regime sofort in die militärische Aufrüstung im Ausland, von Jemen bis rüber nach Syrien. Das Volk, interessiert die nicht. Und nun leben die Iraner heute unter verschärften Sanktionen und so langsam geht allen das Geld aus. Um diese Misere auszubügeln, lässt die weise Elite aus Teheran etwas Uran anreichern. Als ob man Uran essen könnte.

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Und Saudi Arabien versteht sich immer noch mit den USA als eine Zweckgemeinschaft. Öl und die USA schauen weg. Das schwarze Gold besänftigt jegliche humanitäre Fehlleistung, bis hin zu 9/11.

Die Saudis, deren Rüstungseinkäufe im Westen, besonders in den USA, unglaubliche Summen an Geld verschlingen, werden mit ihrem Kriegsplunder wenig anfangen können. Den Wüstensöhnen fehlt es ganz einfach an brauchbaren Soldaten. Und Erfahrung im Kriegshandwerk. Diese Erfahrungen hat der Iran seit dem ersten Golfkrieg fleissig sammeln können.

In Ländern wie dem Jemen führen beide Mächte einen ihrer Stellvertreterkriege. Und das alles kennen wir aus den Nachrichten, gesendet zur besten Zeit. Und sehr gerne fuchtelt die Rechte Israels auch noch in der Gegend rum, Leute, die sind ganze einfach alle schwer gestört.

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Und dieser neue starke Mann im Haus al Saud, Mohammed bin Salman, wer ist er. Das Drehbuch wie er sich nah an den Thron gehievt hat, könnte jedem Thriller entsprungen sei. Er hat die Gelegenheit am Schopf gepackt und so schnell wird er nicht los lassen.

Und der steht nun dem alten und mit allen Wasser gewaschenen Fuchs Al Chamenei gegenüber, dem weltlichen Stellvertreter vom 12. Iman im Iran. Da kommt Stimmung auf. Und noch was anderes, die Saudis folgen drei Strömungen des Islam, also muss im Land selber dauernd etwas aufgeräumt werden. Ein bisschen viel für den jungen Mann, der gerne Videogames spielt. Aber er ist effektiv.

Während im Iran der 12. Iman der Schiiten sich in Zeiten des grössten Unglückes und Chaos zeigen will, also der Endzeit. Mir graust davor, sollten doch tatsächlich solche Zeiten herbei gewünscht werden.

In Saudi Arabien und im Iran bläst also im eigenen Land genug Gegenwind. Aber mit Gegenwind kennen sich die Führer aus. In aller Regel wird nicht lange gefackelt. Da der neue Führer aus dem Haus al Saud grosse Teile seiner Verwandtschaft nicht in Gefängnisse stecken konnte, hat er sie in einem 5 Stern plus Hotel „einquartiert“, während auf der iranischen Seite die Gefängnisse dazu dienen, Regimekritiker in miesen Zellen zu entsorgen. Gelegentlich auch harmlose Touristen. Die dienen dann eher als Pfand für Verhandlungen aller Art und nicht um die lokale Küche zu geniessen. Vergessen wir den Bazar nicht. Die grundlegenden Kenntnisse im Handel aller Art stammen aus dem Bazar.

Ein weiteres und sehr grosses Problem im Hause al Saud ist der Gesichtsverlust. Hat doch Kronprinz Mohammed bin Salman bisher eine Fehlentscheidung nach der anderen produziert, weigert er sich aber trotzdem, einen Fussbreit von seinem Kurs abzuweichen.

Und Krieg führen mit dem Iran, ja klar. Die USA soll das machen. Kriege gegen Öl.

Da hat es Al Chamenei schon einfacher. Der Stellvertreter des 12. Iman macht keine Fehler. Und er hat bisher kaum welche gemacht. Denken wir dass der iranische Präsident Hassan Rohani in dieser Freakshow viel zu gestalten hätte, sehen wir uns getäuscht. Das letzte Wort in der islamischen Republik hat der alte Fuchs und die Welt fragt sich ob er zeitig einen Nachfolger aufgebaut hat.

Vermutlich zaubert man bald mal einen Nachfolger aus dem Ärmel und der wird nicht allen in den Kram passen. Es gärt gewaltig im morschen Fundament des Irans. In Ghom machen sie die Mullahs zur Zeit gerade etwas dünn.

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Im Jahr 1979 fand die islamische Revolution im Iran statt. Im selben Jahr fand die Stürmung der grossen Moschee in Mekka statt, also in Saudi Arabien.

Der Anführer der Gruppe in Mekka, Dschuhaimān al-ʿUtaibī ein fundamentalistischer Prediger, nahm tausende Gläubige als Geiseln. Das Königshaus al Saud sah hier die Chance des Lebens, sich noch besser zu legitimieren. Nach der Entweihung verursacht durch die Besetzung der großen Moschee, gab das Königshaus den genehmen wahbitischen Fundamentalisten freie Hand in der weiteren Ausgestaltung der religiösen Zukunft.

Mit Worten wie mit Waffen. Die Familie al Saud sass so fest im Sattel wie noch nie zuvor. Und bestimmte von nun an definitiv sämtliche Regeln im Land. Nutzlos zu bemerken, die Stürmung der Moschee endete in einem Blutbad. Im dritten Ablauf.

Von Marokko, Jemen, Pakistan bis Indonesien bekämpfen die wahbitischen Missionare fortan die eingesessene und vor Ort verwurzelte islamische Religion, als unislamisch. Die Ölmilliarden sorgen dafür, dass diese aggressive Denke bis in alle Ecken der Erde getragen werden.

So klar waren die Positionen noch nie gewesen, wer was wie will. Ein Pulverfass mit ungewissem Explosionszeitpunkt.

Kleine Randnotiz zum Iran.

Da sich 1979 der iranische Revolutionsführer Ruhollah Chomeini nicht so ganz sicher war wie er am Flughafen von Teheran den so empfangen würde, musste der schon damals sehr bekannte und respektierte Publizist und Reporter Peter Scholl-Latour, der im Flieger von Paris aus mitgeflogen war, dem Revolutionsführer den Umschlag mit der Verfassung der islamischen Republik Iran etwas versteckt halten. Der Umschlag war versiegelt und der Inhalt bildete ein paar Wochen später den Grundstein für die neue iranische Verfassung.

Seit 1979 regiert von nun an definitiv der Extremismus in beiden Ländern und überzieht nicht nur die Golfregion mit völlig sinnlosen und halb versteckten Kriegen, Anschlägen und Terror. Und jedesmal wenn wir an der Tankstelle tanken, bezahlen wir die Patronen dafür.

Es ist für uns an der Zeit sich der Sonne zuzuwenden um uns dort die Energie zu holen. Gesünder für unser Klima wärs auch.

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