Ab zur Fähre, meine längste Baustelle und ein irgendwie cooler Campingplatz danach.

Wir sind früh bereit. Patras schläft noch. Wenn wir nicht lange rumfackeln wollten, geht’s zacking. Schlaf aus den Augen waschen und so weiter, Kaffee, dann Milch rein, Vorhänge hochziehen, Sitze in Position drehen, vorglühen und den Diesel anwerfen. Einen kurzen Augenblick laufen lassen um zu hören wie der Italiener heute so in Sachen Arbeitseinstellung aufgestanden ist. Der alte Diesel hat’s gar nicht gern kalt. Ich auch nicht. Und bis der endlich warm wird, ich werde sofort warm. Das ist eine Diskrepanz zwischen uns beiden. Ich kann damit umgehen.

Und mal die Ausfallstrasse aus der Stadt raus, suchen und abfahren. Kaum Verkehr.

Die Strasse zieht halb-rechts hoch, kreuzt eine wahrscheinlich wichtige, andere Strasse und steigt leicht an. Von der Stadt weg einen Geländekegel hoch. Wir fahren zusammen mit drei weiteren Autos so neureichen Villen entlang. Rechts und links an der Strasse zur Autobahn stehen ein paar dieser Häuser, Säulen bevorzugt. Dazwischen aber so richtig schöne Häuser. Dann kommt kurz nichts, hier wird erst geplant und dann die endgültige Auffahrt auf die Autobahn.

Ich hänge in Gedanken diesen Behausungen nach und verpenne mich etwas beim rechtzeitigen Beschleunigen und lasse uns im vierten Gang schlapp über eine Kuppe zur Götterbahn rollen. Was heisst, ich lasse den Motor so mit auf die Anhöhe drehen, etwas langsamer werdend, dann gehts leicht runter auf die Autobahn. Wir nehmen ernsthaft Fahrt auf. Das Oel ist nun warm genug. Wir sind zurück im Geschäft und auf der Strasse.

Ich weiss gar nicht warum Autobahnfahren so verteufelt wird. Bei den Reisenden. Wir sind alleine da, leicht erhöht am Hang rechts und unten links die Küste. Siedlungen, dann wieder nichts dergleichen, vorne blendet die aufgehende Sonne rein, wärmt und ist auch mal da.

Eine Strasse wie diese, die führt direkt zu den Göttern an den Frühstückstisch. Wie neu. Ist sie auch. Und noch wenig benutzt. Die tragen Sorgen zu ihren Autobahnen.

Dann kam uns mal einen Zahlstelle entgegen, wir bezahlten ein paar Euro und glitten auf diesem weichen Teppich weiter in den Götterhimmel voller süsser Feigen und rotem Wein.

Der heisse Kaffeedampf zaubert etwas Wasserdampf auf die Frontscheibe unten in der Ecke. Auf beiden Seiten. Zeit für einen Schluck, um sich im fünften Gang den Hügel runter rollen zu lassen. Die Heizung hinten läuft, wir hatten wieder Gas dabei.

Mit auf der Reise dabei waren dann plötzlich auch Regen und anderes Wetter, so wie leichter Schneefall, aber nur kurz und dann war auch bald mal fertig mit schön fahren.

Nicht wegen dem Wetter.

Es fängt auf Strassen immer mit ein paar zufälligen rotweissen Molankegeln an, dann folgen temporäre Strassenschilder. Eher auch so zufällig hingestellt. Dann diese einzigartige und grosse Infotafel.

Die beschreibt etwas über die Leidensgeschichte der Planung, skizziert die führenden Köpfe dahinter, den Bau und die Finanzierung der Autobahn. Alles so klein geschrieben, kann es nicht lesen, aber erahnen. Viel Text, also viel wichtig. Und mit Goldfarbe oben haben sie so eine Art Wappen hingemacht. Das Wappen der Behörde hier vermutlich.

Das war der göttliche Hinweis, dass Zeus noch nicht fertig ist, mit dieser Strasse nach Athen.

Den weiteren Strassenverlauf darf man sachlich und ruhig als eine einzige Baustelle beschreiben. Aber was für eine, eine bis über den berühmten Kanal von Corinth hinüber und weiter halb nach Athen. Und eine richtig spannende Baustelle, die sogar Spass macht gefahren zu fahren.

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Nur Vergleichbar mit der Autobahnbaustelle im Wallis. Das Wallis ist in der Schweiz gelegen und das grosse Tal bietet, bedingt durch seine Ausrichtung , eine eher sehr sonnige Lage mit viel gutem Wein, ausgesuchtem Käse, wunderbarem Trockenfleisch, hartem Roggenbrot, harten Dialekten und vielen Kapellen. Und auch so einer Baustelle. Etwas kürzer aber.

Hier jetzt und wie dort im Wallis, tauchen sie einsam in der Gegend auf.

Überraschenden Strassenbauten, still in ihrer weiteren Entstehung begriffen. Und Tunnelportale, schöne Tunnelportale, dezent aber mit Styl gebaut. Mit und ohne festen Belag.

Und Brücken, auch schöne Brücken entzücken. Ich stelle mir vor wie die mal aussehen werden. Dazwischen grosse Erdabtragungen. Vorbereitungsbauten. Dann wieder enge Einzelspurstrecken, entlang langer Haufen mit Baumaterial für den Strassenunterbau. Es herrscht eine sehr ruhige und getarnte Bautätigkeit vor.

Und ich kapiere hier auf dieser Strasse fahrend, die Grundzüge der hellenischen Fortbewegungs Mytologie. Es gibt einen Mittelstreifen, der ist doppelt ausgezogen. Dann die vorgeschlagene Fahrrinne, rechts eine ausgezogene Linie, noch weiter rechts ein extrem grosszügiger Pannenstreifen, oder den mal grad nicht vorhanden, gibts auch.

Die Fahrerei ist an sich sehr einfach, etwas rechts an den Strassenrand ranhalten, die Fahrer hinten entscheiden dann selber ob sie sofort überholen wollen oder später vielleicht. Oder mitten auf der Piste fahren, da hat keiner Stress. Man schaut zueinander.

Die Strasse ist oftmals vierspurig hier. Zumindest vermute ich das. Hier wird der Belag auf seiner ganzen Breite ausgenutzt. Das gefällt mir.

Zwischendurch hat es Löcher in der Fahrbahn. Auch sehr tiefe. Schätze so 20cm tiefe Krater. Wie die genau entstehen, so aus dem Nichts, ist mir schleierhaft. Und solche Überraschungen hat es einige auf dieser Strecke. Während der Fahrt noch in die Landschaft rüber schauen, geht nicht. Eindeutig besser ist es auf die Strasse zu schauen, den Löcher aus dem Weg zu gehen, bez. zu fahren.

Es finden sich oftmals auch so fiese Lochkombinationen wo man in Sekundenbruchteilen entscheiden muss, ob eher links der Schlag auf das Fahrwerk einwirken soll, oder ob rechts wieder mal dran ist. Mittendurch geht wegen der Spurbreite manchmal auch nicht und diese Breite habe ich jetzt schon gut im Gehör.

Ich weiss immer wo die Reifen rollen werden. Und gerade weil ich weiss wann das nächste Schlagloch gefunden wird, machen mir diese Schläge auch mental zu schaffen. Ich bin jetzt mental ganz fest mit der alten Karosserie und in tiefer Freundschaft verbunden. Ich kann die Schläge deutlich spüren. Das beeinflusst die Fahrweise.

Und so warten Griechen auch gern etwas ab, bevor sie überholen. Sie studieren zuerst die Fahrweise vom Ausländer vorne, ob er geradeaus fährt und so in jedes Loch rein holpert, oder eher um die Löcher rum kurvt.

Letzteres stellt die nicht gradlinige Fahrweise dar. Diese Fahrweise entspricht in weiten Zügen der griechischen und ich bin als Ausländer jetzt integriert, was die Fahrerei betrifft.

Wenn sie also die Fahrweise genügend studiert haben, überholen sie.

Oder das Telefon klingelt im Hosensack, dann fahren die rechts ran und telefonieren. Das sieht man oft hier in Griechenland.

Wir haben immer wieder ein paar treue Begleiter die uns über lange Strecken folgen, bevor sie uns dann mal überholen. Wir sind eigentlich ja auch so.

Wind und Regen haben hin und wieder etwas roten Sand auf die Fahrbahn verfrachtet, eine seifige Sache finde ich und folgte deshalb dem Tempo vom Lastwagen vor uns. Ein Kipper. Der hatte etwas Krempel geladen. Aber gut geladen. Da fällt nichts runter, also locker zum anhängen. Ich lasse gern Distanz, manchmal sehe ich den Kipper nicht mal wegen einer Kurve oder so. Manchmal kann ich das Nummernschild lesen. Etwa so, ist das nachfahren hier.

So lernt mach auch mehr Autos kennen weil die können überholen. Jeder hat so seinen Styl beim diesem Vorgang. Und da ist mir etwas aufgefallen. So Pickups, schwer beladen, die fahren langsam, vorausschauend. Die segeln mit etwas mehr Wind an uns vorbei, wenn überhaupt.

Kleine Autos, meistens mit mehreren Personen beladen überholen locker und entspannt. Der Postbus macht eher einen auf wichtig. Dann gibt es noch diese dunklen Limousinen oder Range Rover auf dieser Strasse. Wir sind nun ja zwischen zwei Städten, da hat es immer ein paar dieser fahrenden Granaten. Die überholen schneller und das macht immer so einen geschäftigen Eindruck. Wenn es noch etwas Regengischt nach zieht, wirkt es sogar etwas dramatisch und sehr wichtig. Da fahren dann jene drin, die das Land lenken.

Und wir lenken unsern Bus dann mal locker zum Campingplatz. Es war an der Zeit dies und das in Ordnung zu bringen, wir wollen noch ein paar Kleinigkeiten, und uns, waschen.

Wir werden mit Menschen in Kontakt kommen, auf der Fähre. Mal die sauberen Schuhe wieder schnüren. Im Fall.

Der lauschige Platz ist etwa eine Stunde Fahrt vom Fährhafen in Piräus weg. Er war gar nicht so eingerichtet um viele Camper wie wir oder grösser, aufzunehmen, hatte ich zumindest den Eindruck.

War aber grad niemand ausser uns da jetzt, also werden wir auf einen so richtig netten Platz gebracht. Ich zirkle unter den Bäumen rum, stellte den Bus gerade.

Ein Platz nur mit mehrheitlich Dauercamper Behausungen und jetzt noch wir. So war es dann.

Der Chef da wollte mir unbedingt Landstrom zuleiten. Ich sag mal das brauchen wir nicht. Das konnte der kaum glauben und lies den kleinen und weissen Stromkasten, der innen blau war, offen. So für den Fall. Wir haben Solar. Nicht grad ideal hier unter den Bäumen. Er weiss offenbar von was er spricht.

Die Nespresso’s und Co. die stehen dann plötzlich still wenn die Sonne nicht durch die Bäume dringt um nachzuladen, hüstel, hüstel, wenn man hier länger im Sommer steht und sich zusätzlich noch dem Televisions Gerät zu lange widmet. Dann wird dann wohl Landstrom nötig.

Gemütlich, luftig und süffig. Zugang zum Meer die Sonne scheint. Keine Seele da.

Bloss ein schöner, gut gebauter, kurzhaariger Hund an der Leine. Der bellt immer aus territorialen Gründen und zur Begrüssung. Und der erwähnte Chef und sein Mitarbeiter waren auch noch da. Diese zwei Leute waren gerade beschäftigt an der Dusche dies und das umzubauen. Dann war aber bald mal Siesta und der Beton eh alle.

Wir kriegten zwei Münzen. Mit jeder kann man 7 Minuten warmes Wasser von oben freischalten. Die ersten 7 Minuten liefern aber kaltes Wasser. Wir hatten uns das anders vorgestellt. Deshalb mal den Boiler suchen gehen. Die sind entweder in der Mitte, sehr sinnvoll, oder am Ende der Duschgebäude. Oder auch oben. Die stehen manchmal auch willkürlich in der Gegend rum.

Hier war er am Ende zu finden. Einsam stand er halb unter dem Dach. Ich habe keine Erfahrung mit so Gasboilern. Aber von unserer Heizung her wusste ich, der Gaszuleitung folgen, die führt mich hin. Und da war nichts. Der Campingplatz Manager war gerade an der Siesta, also beschliessen wir zu waschen. Wir füllen jetzt die Waschmaschine, ich glaube es war eine Elektrolux, und werfen das Teil mal an.

Der Chef, jener in der Siesta, hat noch was gesagt von, bevor wir waschen sollen wir ihn verständigen, aber die Maschine startet mit dem Programmpunkt Einweichen, Wasser rieselt verspielt rein, die Vögel pfeifen und ich wunderte mich kurz. Vögel? Logisch, der Campingplatz besteht eigentlich aus lauter Bäumen, ein herrliches Dach im Sommer. Deshalb zwitschern Vögel. Wintervögel sind das. Ich verstehe nichts vom Federviech.

Ich mag die Gegend. Wir haben Putztag. Ich schau in den Motorenraum und messe den Ölstand vom Diesel. Der steht etwas tief. Ja die Bergfahrten verlangen oft auch höhere Drehzahlen, das verbraucht etwas Oel. Ich schütte einen halben Liter nach. Ich habe zwei Liter eingepackt. Zudem verkaufen sie hier auch Motorenöl, in Griechenland.

Die Waschmaschine ist nun fertig mit dem Programm. Wir kriegen die Türe nicht auf. Deshalb also sollten wir vorher mit dem Chef drüber sprechen.

Ein grosser und roter Schraubenzieher der alten Sorte liegt rum. Die Türe hat entsprechende Beschädigungen von mittelschwerer Gewaltanwendung hinter sich. Dort wo es am meisten beschädigt ist, drücken wir mit dem Schraubenzieher auch drauf und offen war die Porte und saubere Wäsche strahlte uns entgegen. Asudeh hat sich das zusammen kombiniert, die wollte unsere Wäsche wieder und sie trocknen. Da kennt sich nichts. Ich hab nur zugesehen.

Im Hochsommer, drei Stunden und das Zeugs wäre knochentrocken. Es ist jetzt Winter, also hängen wir die Wäsche rein in den Bus, direkt an die neue Wäscheleine vom Praktiker.

Genau deshalb haben wir die Leine ja erstanden. Vom Rückspiegel zur Schiebetüre, dort weiter quer zur Küche, weil dort hat es einen Hacken und wieder zurück an den Rückspiegel. Sind sagenhafte 5 Meter. Die Wäscheleine ist übrigens auf den Zentimeter genau abgemessen worden im Praktiker. Im Hornbach geben sie immer eine Handbreit mehr dazu.

Wir sind bereit für den nächsten Tag. Morgen sind die Klamotten trocken. Und wir gehen uns jetzt waschen. In der Dusche, der Chef ist wach. Es war ein etwas versteckter Schalter, hinter dem runden Warmwasseraufbereitungsinstrument, der nicht an war.

Morgen ist Fähre angesagt. Wir unterwerfen unseren Tagesplan dem einzigen Ziel, zeitig den Eingang ins Gelände und dort innen einen Verkaufsschalter zu finden damit wir die Überfahrt buchen können.

Und uns etwas umsehen im Hafen wollen wir auch, gemütlich Abendessen kochen, so mit der Fähre im Hintergrund, dann dunkelt es ein, die Lichter werden angemacht, die ersten Fahrzeuge fahren auf die Fähre auf, grünliches Licht im Innern , Männer mit Warnwesten, grosse Sattelschlepper sind auch da und wir lassen noch ein paar mehr rein, bevor wir wie alte Hasen ebenfalls das Ticket zeigen gehen. Das ist der Plan.

Dann wurden wir von diesem lustigen Typen in der Fähre auf unsern Platz eingewiesen. Hätte er mit den Händen eine Spur schneller rumgefuchtelt, der würde im Sommer auch als Ventilator arbeiten können. Wir haben uns nicht verstanden. Das dann im nächsten Bericht.