Nachdem wir endlich

mal was gegessen haben, kalte Küche war das, sind wir im Schein der Taschenlampe rüber gegangen, wegen dem Vino und dergleichen. Heraklio ist 60 Jahre alt, kräftig und breit gebaut, weisse Haare, immer noch schwarzer Schnautzer und mit allem zufrieden um ihn herum und noch voller Tatendrang. Das hat zu sechs Kindern geführt, der jüngste ist grad mal seit neuen Jahren auf der Welt. Seine zweite Frau stammt aus Bulgarien und ist ziemlich jünger als der Mann der uns in seine Taverne eingeladen hat. Zumindest denke ich das ist sowas wie eine Taverne. Denn die Küche ist sehr gross und die Pötte dort auch. Also für drei magersüchtige wird da garantiert nicht gekocht und vorne am Haus stehen doch recht grosse Tische mit Bänken.

25 Jahre lang hat er eine Ambulanz gefahren, das hinten im Norden, dann sei ihm das Leben und die Arbeit in der Stadt zu stressig geworden. Auch seine erste Frau. Er hätte ein Segelschiffchen geheiratet, dass dann zu einer Kriegsfregatte mutiert sei. Seine Worte.

Dann hat er diese Haus und eine neue Liebe gefunden und seitdem lebt er da.

Das weisse Haus ist direkt an den Felsen gebaut, lauschige Bäume davor, nach vorne gehts zum Meer hin, hinten ist der Weg der von der Schlucht her kommt. Ein halber Zoo steht auf der linken Seite vom Haus, Hund und Katzengetier sind in grosser Anzahl da, zwei Pfauen, eine Schar aufgeregter Gänse und um die 350 Ziegen. Der Garten steht grad hinter ein paar Ruinen aus der minoischen Zeit und Strom liefert die Solaranlage auf einem rostigen Schiffscontainer. Typischer Selbstversorger und der Cash kommt von der Ziegenmilch und den Gästen im Sommer.

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Wir trinken aus kleinen, festen Gläser einen Hausroten, leichter Harzgeschmack, süffig und lustig ist der Wein.

Mit jedem Glas spricht Heraklio besser Englisch und ich schlechter. Sein jüngster führt uns allerlei Turnübungen am grossen Baum vor und wir dürfen uns unbedingt die ordentlich grosse Sammlung seiner Steine ansehen. Hat genug hier in der Gegend, interessante Steine findet der kleine Mann und überhaupt, lebhaft ist er auch. In gewissen Gegenden würde man ihn vermutlich mit Ritalin ruhig behandeln, aber hier ist das mit aller Garantie nicht nötig.

Er hat sich auch ein Rollbrett, heute unter dem Namen Skateboard besser bekannt, gebastelt.

Und wir, wir führen ja ein Skateboard mit uns. Es war mir etwas schleierhaft warum meine persische Blume das Teil überhaupt eingepackt hat, für den Sandstrand sicher nicht, aber ich sehe jetzt klar, es ist die Gelegenheit hinten in der Holzkiste etwas Platz zu schaffen und den kleinen Turner zu überraschen.

Wir nicken uns zu und ich hol das Brett mal her. Der Handel ist perfekt. Ein Fossil gegen ein Brett mit Rollen. Ich darf aussuchen. Der Abend wird länger und als die Mutter von Heraklio rüber in die Schlafkammer findet, finden wir auch, das sei aber die richtige Idee. Morgen hat es noch genug morgen, wir machen ab, er hätte Arbeit für uns. Acht Uhr.

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Kapellen gibt es auf Kreta an jeder Ecke oder Felsspalte.

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Mit griechischer Pünktlichkeit schaffen wir es dann auf die viertel nach acht. Aber ihr Mann sei schon lange weg, Kaninchen jagen. Da wären wir gern mit. Wir zotteln wieder ab und gehen mal ein paar Sachen waschen. Und bei Tageslicht unter den Bus schauen will ich auch. Ist noch alles dran, etwas viel Sand, aber das wird schon wieder. An der Bucht stehen ein paar Wohnwagen, von Leuten aus der Gegend und auf der anderen Seite ein paar flache Ferienhäuser, auch von Leuten aus der Gegend hinter der Schlucht. Und so was wie eine Sommertaverne, dort kriegen wir guten Kaffee.

Bei den Wohnwagen vorne tut sich was. Da wird grad einer Ziege das Fell abgezogen. Die sei für ein Familienfest von morgen Sonntag. Ich würde gerne ein Photo machen, schmeichle der flinken Dame wie es nur geht, aber sie möchte nicht. Also warte ich zu. Mein Vater war Jäger und ein sehr exakter Metzger, zwei Schafe und drei Rehe pro Jahr. Aber ein langsamer halt.

Diese Frau da, die war schneller als der Blitz, sauber und null Fehlschnitte. Bin beeindruckt. Ich frage wie sie diese Tiere den so töten hier in der Gegend.

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Schiessen, das sei am besten. Auf der Weide. Das Fleisch ist besser und das Tier hätte keinen Stress. Gerade dieses Thema wird in der Schweiz heiss diskutiert, das weiss ich, weil ein Bauer seine Rinder auf der Weide tötet und der Staat das nicht will. Und ich denke wieder einmal an’s auswandern. Sollen die Beamten doch ihr Fleisch selber schlachten.

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Bald einmal hängt bei Heraklios Haus ein Kaninchen am Zaun, ich gehe hin um zu sehen wie er so geschossen hätte. Direkt ins Genick. Kleinkaliber. Der ist wirklich gut im schiessen. Und seine Frau, ruck zuck, hat das Tierchen bald fertig für den Topf und wir sind eingeladen. Während sich die Frauen um das Essen kümmern, das ist hier eben so, entsorge ich unsere Toilettenkiste. Angesicht der zu erwartenden Holperei durch die Schlucht, finde ich es praktisch, dass die Brühe nicht zu hoch steht. Auf dem Gelände hinten, steht ein Toilettenhäuschen, dort schütte ich alles mal fein säuberlich rein. Wasche das Teil aus, und wieder ab damit in den Bus. Es wird jetzt Zeit mal einen Sprung in das blaue Wasser zu riskieren. Es sind bloss die ersten paar Schritte die etwas hart sind, dann gehts. So um die 16 Grad ist das Wasser da, lange baden tun man nicht. Warum auch. Sauber sind wir doch, das reicht.

IMG_2622.jpgLausbuben unter sich.

Ja, dann grosse Fiesta. Der älteste Sohnemann und ein Kumpel vom Chef sind auch da. Und zwei weitere Jungs turnen nun in der Gegend rum. Frauen, Kinder und Mama essen drinnen, wir draussen. Sei wegen dem Durchzug wegen Mama. Meine Blume ist viel zu jung wegen so Durchzug, finde ich.

Es geht los. Das Ragout ist sehr fein eine Sauce mit Tomaten und Basilikum und sonst noch so ein Kraut, dazu Spagetti scharf wie die Hölle heiss und soviel grünes Zeugs, reicht aus um drei Kühe durch den Winter zu bringen.

Und Nachtisch.

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Das geht hier so. Die Früchte werden angeliefert und der Chef schält Orangen und etwas anderes rundes, was ich nicht kenne und verteilt die anschliessend nach einem ausgeklügelten System. Zuerst Mama, dann die Gäste.  Und bald noch etwas Musik. Da muss seine Frau ran. Was soll ich sagen. Irgendwie hängt die Musik immer an ein paar wenigen Tönen rum. Asudeh findet die iranische sei massiv übler. Ich finde es halte mindestens die Mäuse vom Haus fern. Immerhin macht dann das Radio weiter und wir finden der Abend sei gelungen und gehen mal etwas unter den Sternen einander tief in die Augen schauen.

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Morgen geht es weiter, wollen mal rüber nach Matala. Der Hippiesache wegen. Mal so sehen ob die jetzt etwas älter geworden sind.

Aber viel wichtiger war doch, Zeus der alte Knabe sei dort genau an dieser Küste mit der phönizischen Prinzessin „Europe“ aus dem Meer emporgestiegen. Heute wäre das vermutlich die olle Merkel aus der DDR und der Junker würde am Strand warten und alle küssen wollen. Heraklio hat mir gut erklärt was er von der ganzen Krisensache da hält. Nämlich gar nichts. Nicht hier unten in der Schlucht.

Deshalb gehen wir früh schlafen.