Wir wollen
nun doch endlich mal an diese berühmte Vai Beach runter, ein paar Kilometer bloss. Von hier aus. Um den alten Bus nicht wegen diesen paar Metern extra anzuwerfen, fahren wir zuerst mal nach diesem Felszipfel, eben diesem militärischen Sperrgebiet. Mein geschultes Auge findet die ersten Anzeichen der Basis. 20 Meter neben der Strasse. Antennen auf rostigen Containern. Ist oder war mal ziviler Schiffsfunk. Also keine Station um den Türken zu zuhören, die rufen im Moment eh laut genug. Geht jetzt ohne Antennen. Einige Antennen sind nicht mehr in Betrieb. Ein weiteres Anzeichen für die Anwesenheit des modernen Menschen ist der schiere Wahnsinn von Müll hier. Mal ehrlich liebe Griechen, ihr seid diesbezüglich ganz einfach totale Vollpfosten.
Wir rattern der super Strasse entlang runter zu zwei Buchten an beiden Seiten der Strasse. Was so eine natürliche Verengung in der Landschaft darstellt. Dann wieder einen halben Kilometer weiter und vorbei durch einen Zaun der quer über die Landschaft das Gebiet in zwei Hälften trennt. Die gute und die nicht geht Seite. Bewacht von einer Hundehütte am Strassenrand, mit deutschem Schäferhund davor, der etwas in der Sonne rum blinzelt. Und vermutlich auf griechisch Hasso, Nero oder pack den Mann heisst. Aber er ist eine Sie und sie ist nett und wedelt sogar. Sie passt hier auf, dass niemand zu Fuss in das Sperrgebiet reinwandert, im Gegenzug dazu gibt es regelmässig etwas Futter.
Das erste Schild mit allerlei Androhungen übersehen wir und schleichen weiter. Im 1. Gang. Verdammt, von oben runter fährt uns mit ordentlichem Tempo ein Kleinbus entgegen. Wild mit der Lichthupe blinkend, voller Typen mit blauen Pullovern drin. Und die geben sich alle Mühe finster zu uns rüber zu blitzen, und hantieren im Bus rum, wir sollen uns verziehen. Wir machen einen auf voll verfahren. Ich nehm mal was an Bewegung weg und tu was man hier immer tut. Warnblinker einschalten. Das sehen die im Rückspiegel und geben wieder glücklich Gas. Ich müsste ein paar Längen zurück fahren um den Bus dann zu wenden. Ich will gerade, da rauscht aber ein roter Kleinwagen vorbei, mit toller Blondine drin, die winkt uns aber freundlich. Was für ein Verkehr eigentlich. Sind die Jungs mit den blauen Pullovern etwa auf der Flucht? Wir brechen die Uebung ab und fahren beim Hund vorbei, runter an die Vai Beach. Und parkieren auf dem grossen Parkplatz.
Der berühmte Palmenstrand. Etliche Schilder davor und rechts ein paar kleine Verpflegungsbuden und noch mehr rechts steht eine Taverne halb im Felsen. Noch alles geschlossen. Wir sind vollkommen alleine und tun auch so. Man musste die Hippies damals verjagen, die haben angefangen die Palmen zu verfeuern, sagt man. Möglich. Uns aber heute voll egal. Wir beschliessen wieder Bilder und ein Video für den Instagram Kanal meiner persischen Blume zu produzieren. Sie soll ein wenig schwimmen und relaxed am Traumstrand rumhängen und das im 30 jährigen Body meiner Schwiegermutter. Diese heissen Stoffe durfte man damals noch am Perischen Golf tragen, dort drüben im Iran. Ich finde das Teil passt gut an so einen Strand und an meine Liebste.
Ich mache also die Bilder mit der Drohne. Strand und Palmen im Hintergrund, schon leicht bis ziemlich kitschig. Und gerade als ich die Drohne langsam weg vom Strand fliegen lasse, kreuzt doch tatsächlich so ein schickes Motorboot aus dem Nichts ins Bild, wie bestellt.
Das wird den jungen Iranerinnen, die zu Massen meiner Blume via Instagram auf Schritt und Tritt folgen, ganz sicher schwer imponieren. Den jetzt schauen die Bilder auch noch teuer aus, so mit dem Motorboot, das passt. Wir machen noch mehr Bilder, ist ja niemand da.
Ich muss euch ungedingt einen Link zu einem genialen Film hier offerieren.
Der Instagram Husband, also so einer wie ich das grad bin, hier an der Vai Beach. Das ist so zirka das geilste was ich diesbezüglich gesehen habe. Jeff, William und Nate, ihr seid voll cool. Hoffe wir sehen uns bald wieder.
Man findet die tapferen Jungs auch auf instagramhusband.com einer amerikanischen Selbsthilfe Gruppe für so Männer wie ich.
Wir gehen mal was kochen, machen dann aber doch kein Foto davon weil ich Hunger habe. Gegen den späteren Nachmittag tauchen ein paar Männer auf. Sie sägen laut in der Gegend rum und bereiten vermutlich das Strandrestaurant auf die neue Saison vor. Und etwas Zeit zum reden haben sie auch. Der kleinere der beiden ärgert sich über die Kondensstreifen der Flugzeuge die weit oben über uns durch fliegen. Chemtrails meint er, er redet sich dermassen in Rage, dass wir vorsorglich schon mal kühles Wasser bereit stellen. Er hätte hier ebenfalls an der Beach gelebt, damals. Auch viel geraucht und so. Das waren noch Zeiten. Aber jetzt ist das nicht mehr wie früher, jetzt sprayen die da oben uns alle voll ein.
Aber immer in diesen Momenten wenn es spannend wird taucht der Chef auf. Also verziehen sich die beiden und arbeiten weiter. Der Chef, ist mir ehrlich gesagt auch nicht sympathisch. Der hat so Dollar Zeichen in den Augen. Aber ich schulde dem nichts.
Wir bleiben bloss eine Nacht hier. Zum filmen und fotografieren passt der Landstrich, nicht aber zum bleiben.
Wir müssen mal wieder was zu essen organisieren und brauchen Gas. Was uns an der Geistersiedlung Dyonisos vorbei führt. Da wollen wir auch hin.