fahren
tun wir jetzt. Auf eben dieser N400. Dieser Streifen Asphalt ist spannend. Manchmal breit, dann wieder schmal, führt um viele Ecken rum, schnurgerade über Hügel die plötzlich da sind, oft nah der Küste entlang, schneidet den einen oder anderen Landzipfel quer durch. Auf dieser Piste werden wir die nächsten zwei Wochen fahren. Kompromisslos. Wir zwei in voller Montur.
Auf dieser Strasse werden Gemüse, Drogen und Menschen verschoben, alles über diese N400. Wir starten den Tag mit einer Überraschung. Stehen wir doch ein paar Minuten von diesen Felsengräber bei Dalyan weg. Haben wir gestern Nacht gar nicht bemerkt.
Zuerst fahren wir vom Übernachtungsplatz, ein stilles Quartier war das, ins Dorf. Wir staunen über den grossen Hund.
Vorne beim kleinen Hafen finden wir locker Platz um Frühstück zu machen, frisches Brot gibt es aus der Bäckerei. Das hier ist ein Touristenspot erster Güte, auf eine Bäckerei kommen 15 Bars oder Pubs, letztere sind jetzt geschlossen. Und so früh am Tag trinke ich aus Prinzip nicht.
Und der Zufall will es, hier sind diese Felsengräber reingehauen worden, vor langer Zeit. Link zu mehr Infos. Klick.
Den mit der Sonne, den vergessen wir mal. Ist eh nicht wichtig. Die kommt, die geht, wir haben keinen Einfluss auf die Wolken. Die N400 ist hier breit und eben. Wir fahren um die 70 Sachen die Stunde. Meistens.
Statt durch einen Tunnel zu fahren, finden wir fehlerfrei die Strasse über den Hügel.
Wir bummeln etwas in der Gegend rum, aber immer seriös nach Osten fahrend und eine Abzweigung lockt uns runter an’s Mittelmeer. Ein Campingplatz an einer Bucht, wir schauen uns mal etwas um.
Mit meinem besten Türkisch ist schnell klar, nur kucken, nicht bleiben. Wir dürfen.
Nicht übel so im Sommer, Strand vorne, hinten stehen, Essen dazwischen. So mit einer Horde Kinder ist das wunderbar. Für alt und jung.
Wir fahren weiter. Jetzt ist die Küste nah und wild. Die Touristenburgen durchfahren wir, bloss etwas Milch kaufen wir, das ist alles.
Ich bin voll im Element, die Kurven gefallen, die Gasse ist nicht überlaufen mit. Die N400 folgt elegant der Küste, etwas mehr Fahrzeit einrechnen tut sich rechnen.
Bei diesen Abschnitten, besonders bei massig Regen darf man gern etwas besser aufpassen. Hin und wieder rutschen ein paar Steine runter auf die Strasse. Ich steig mal aus um nachzusehen von wo genau diese Steine runter gerutscht sind. Geologiestudim am Fels sozusagen. Meine Erkenntnisse sind aber schmal. Bin eben doch kein Geologe.
Wir bleiben an einem netten Platz kurz mal stehen. Haben vergessen die Zähne zu putzen. Also machen wir etwas Tee, mit Honig drin, das passt.
Und meine persische Blume findet sie könnte doch mal was zur Situation sagen, das geht mit sauberen Zähnen besser. Schliesslich schaut Teheran uns zu. Sie hat dieses unmögliche Sherpa Teil angezogen, aber sie liebt die Jacke. Dafür fahr ich in Crocks.
Es gibt am Wegesrand nicht bloss altes Gemäuer zu beobachten, auch moderne Ruinen stehen hier gern etwas verlassen rum.
Gute Beute für etwas Spass sind sie, diese Investorenruinen bei uns. Hätte ich diese Frau bloss 20 Jahre früher kennen gelernt.
Bald erreichen wir die Gegenden mit den grossen Gewächshäusern. Hier entstehen allerlei Fressalien unter kontrollierten Bedingungen für die grossen Märkte in der Türkei und ausserhalb. Das Gebiet erstreckt sich mehr als eine Fahrstunde lang. Wir sind noch ziemlich weit vor Antalya. Dort gibts dann noch mehr so Gewächshäuser.
So langsam finden wir es sei nun genug gefahren, wir suchen einen Platz zum übernachten, wollen gepflegt essen und was auf dem Laptop rum tippen. Also fahren wir mal bei Finikie runter an die Seepromenade. Wir sind unglaubliche 280 Km gefahren und haben dafür sechs Stunden aufgewendet.
Da an der Strandpromenade gibts alles was wir so brauchen. Wir stellen uns so hin, dass der Wind den Bus schön in die Nacht wackelt. Einmal anwackeln, dann wackelt es uns auch sicher in den Schlaf.
Wir hatten eine grosse Menge an Rindfleisch dabei, was heisst, Hamburger braten bis die Ohren wackeln, der Bus tut selber schon und einen roten Traubensaft trinken als Stabilitätsausgleich.
Das ist hier genau richtig. Wir verlassen den Bus nicht ein einziges Mal. Der Bus ist unser Zuhause. Besonders bei Regen.
Meine Blume, wenn hungrig mein Tiger, will mich dazu verleiten doch noch etwas Mehl beizumischen. Hält besser meint sie und am Schluss knete ich doch tatsächlich Mehl rein. Auf Eier verzichten wir. Also ich.
Die Türkenkorken hier halten höllisch, ich glaube langsam das ist von Ankera aus geplant. Könnte mich natürlich auch täuschen.
Die Kamera kann leider die Farben heute nicht so gut einfangen, das Essen ist lecker.
Sie sagt zwar, sie hätte mehr Geduld, aber verbrannt ist auch verbrannt. Finde ich.
Wie jeden Abend, gehen wir dann mal schlafen. Lassen uns etwas durchrütteln. Und nein, hier vorne passt das schon. Hinter einer Mauer verstecken kommt nicht in Frage. Wir sind schliesslich nicht irgendwer, wir sind die vom Bus der Werner heisst und hin und wieder zu stolz umzuparkieren. Genau so sind wir nämlich.