überrascht
uns etwas. Wir beschliessen ein grosses Stück Autobahn zu fahren. Da wir nicht wirklich auf der N400 durch diese Grosstadt Gaziantep fahren wollen.
Meisten hat es vor den Autobahn Zahlstellen in der Türkei rechts ein kleines Posthäuschen. Hier kauft man einen Kleber. Zahlt in etwa was an Gebühren ein, die zu erwarten sind und fährt dann Autobahn.
Das voll motivierte Mädchen da im gelben Häuschen wird von meiner persischen Blume vorsichtig auf den richtigen Pfad gebracht wie das Formular für Touristen auszufüllen sein könnte, ein Problem ist die Adresse von uns. Ohne Telefonnachfrage zum Chef tut sich aber nichts.
Nach 10 Minuten ist dann endlich alles klar und ich klebe einen gelben Streifen hinter die Windschutzscheibe. Jetzt fahren wir ordentlich legal Autobahn.
Und die führt durch ein paar ziemlich fruchtbare Streifen Landschaft. Vorbei an einem groben Unfall mit einem Lastwagen und zwei Personenwagen. Es stehen genug Helfer drumrum, wir fahren durch.
Ich habe den Eindruck, die Fahrer der grossen Laster sind etwas übermüdet. Man findet die Laster entweder links oder rechts im Strassengraben, aber nie Bremsspuren davor.
Das Wetter ist pompös gut, wir kommen voran. An einer Steigung macht es Puff, ich bremse ab, lege so Gewicht auf die Vorderachse und ziehe den Bus auf den Pannenstreifen. Der Reifen hinten links hat sich verabschiedet. Eine halbe Stunde vorher noch habe ich Reifen und Oelstand kontrolliert, mach ich immer. War nichts auffälliges zu sehen, deshalb bin ich schon etwas erstaunt. Weil gehört dass ich was getroffen hätte, tat ich nicht.
Was solls, kann vorkommen. Also wechseln wir auf den Reservereifen. Immerhin, vorbildlich wie wir Bünzlis sind, streifen wir die Warnwesten um. Das Pannendreieck steht auch schon vorne in Konstantinopel. Die Warnwesten sind von den Schweizerischen Bundesbahnen gestiftet.
Es beginnt nun leicht zu regnen. Ist immer so. Ich habe den Original Wagenheber dabei. Für weichen Untergrund zusätzlich ein 4 cm dickes Stück Eichenholz.
Vorne unter der Motorhaube im Reifenlager, steckt ein 195er R14. Der ist sogar aufgepumpt. Das entspricht der Dimension der vorderen Räder, hinten sind 205er drauf. Origianl sind 185er R14 Reifen auf diesen Felgen montiert. Die sind leider völlig unbrauchbar in schwierigem Gelände. Der Abrollumfang ist zu klein, zu schmal und überhaupt. Wer fährt schon mit so Würstchen in der Gegend rum.
Auf der Lauffläche hat es eine Delle drin. Seitlich ein Schranz. Keine Ahnung wie das passiert ist.
Sogar wenn wir in der Schweiz rum fahren, ein Reservereifen ist immer dabei. Ich kann mich weder mit diesen Pannenset Sachen noch mit der TCS/ACS Pannenhilfe oder was auch immer anfreunden. Ist der Reifen alle, wechseln wir den. Dauert ein paar Minuten.
Schade um den Hintereifen. Die Yoko waren und sind wirklich gute Reifen. In der Werkstatt steht noch ein ganzer Satz, 205er und 195er in der dunklen Kühle. Quasi am altern. Neue Winterreifen montiere ich nie. Die sind immer drei Jahre alt.
Wir fahren dann mal weiter nach Şanlıurfa. Das ist eine zwei Millionen Stadt, da wird sich wohl so ein Ersatzreifen finden lassen. Şanlıurfa ist die fünftheiligste Stätte des Islam und ein bedeutender Wallfahrtsort, denn hier sollen Abraham und Ijob gelebt haben. Die waren sicher auf dem Esel oder zu Fuss unterwegs, aber das ist auch schon lange her.
Reifenhändler zu finden ist keine grosse Sache hier.
Wir finden einen Händler. Es gibt einen Kaffee und wir, bez. er diskutiert was wohl die Original Bereifung wäre, was mir aber völlig schnurz ist. Entweder zwei neue 195er hinten, oder einen neuen 205er. Er zeigt mir einen 195er Ganzjahresreifen von so irgendeiner Reifenmarke, schon bloss der Lastindex ist tief und diese Art von Profil sagt mir aber gar nicht zu.
Ein netter Kunde übersetzt und bald sind wir uns einig einen andere Reifenhänder aufzusuchen.
Wir fahren rüber zu einem der Pirelli Reifen verkauft, passt doch für dem Italiener.
Winterreifen haben die hier unten im Süden leider nicht. Aber einen Cargo mit passenden Lastindex und einem ansprechenden Profil. Und der Reifen ist 2017 produziert worden, also noch nicht Pickelhart für die kalten Temperaturen.
Wir kaufen zwei von diesen Reifen, was uns knapp 200 Euro mit Montage und Wuchten kostet.
Wir warten mit ein paar anderen etwas an den Kreuzungen rum, dann finden wir die D400 wieder und fahren noch eine Weile, bis es mir zu dunkel wird.
Solche Strassen mag ich in der Nacht nicht wirklich gern fahren. Zuviel Stress auf den Gassen.
Bei einem Roadhouse halten wir an. Wir stiefeln da mal in die Stube rein und merken ziemlich schnell, wir sind jetzt unter Kurden. Sehr gut das. Dann hört die Bescheisserei der Türken endlich auf. Lastwagenfahrer, Reisende, die üblichen Gesichter sind hier zu finden. Alle essen was, trinken Tee, ihre Reise war lang oder wird es noch.
Wir essen gut und der Wirt meint wir sollen doch eher auf die Seite vom Restaurant parkieren, so lasse sich besser schlafen. Wir tun das und schlafen tatsächlich sehr gut.