über
die letzten Berge und durch Schluchten rüber an die Grenze zum Iran. Was für ein schöner Wintertag eigentlich.
Der erste Schneepflug rattert um neun Uhr das Dorf runter, alle sind wach und alle wollen fahren. Und wir machen zuerst mal mit ein paar der Männer aus dem Ort ein Bild.
Den Schweizer erkennt man an drei Merkmalen. Den Bergschuhen, hochgekrempelt hat er auch da Alpenbewohner und folglich kälteunempfindlich, und am Bart.
Für die erste Steigung mach ich mal die Schneeketten drauf. So wirklich nötig wär das nicht, aber ich will endlich die Dinger mal ausprobieren.
Im Bus neben uns tut die eine Batterie nicht laden. Das Kabel von der Lichtmaschine ist lose, eigentlich war der Kabelschuh nie wirklich angeschraubt worden. Bloss unter den einen Kontakt gesteckt war der.
Ich hab da noch eine Unterlegscheibe vorrätig, die passt da nun wunderbar ran und die Sache ist bald geflickt. Am laufenden Motor mit zig Händen die mir immer wieder dran rum fingern wollen.
Es ist der Plus Pol. Konnte die nicht überzeugen den Motor abzustellen. Wäre etwas einfacher gewesen zum dran rum schrauben.
Das Schulhaus ist rappelvoll, alle wollen noch schnell auf Wiedersehen sagen, dann gehts ab in die Schulstube. Kinder sind auf der ganzen Welt einfach Kinder.
Einer aber geht heute nicht in die Schule, weil er etwas krank ist. Also machen wir zwei zusammen so als Trostpflaster quasi, eine Testfahrt. Den Hügel rauf und wieder runter. Klappt wunderbar. Ich bin sicher er wäre viel lieber in die Schule gegangen heute. Ich weiss das genau.
Wir sagen allen auf Wiedersehen. Wiedersehen weil wir ziemlich sicher sind dass wir hier wieder vorbei fahren werden.
Und dann fahren wir ab. Die Fahrt an den Iran ran, die kann man ruhig als verdammt schön bezeichnen. Es steht alles auf dem Plan. Pässe, Schluchten, Hochebenen im Nebel, was man will. Alles geht gut, nirgendwo Stress bis auf den mit der Milch, wir tanken etwas nach, nicht voll, weil im Iran kostet der Diesel ein Nasenwasser. Bloss Gas tanken wir voll, muss zuerst sehen wie die im Iran das mit dem LPG handhaben.
Naja, die einen kurven lieber im Sand in irgendeiner Wüste rum, ich mag so Bergluftfahrten eigentlich ganz gut. Immerhin hat es nicht so saumässigen Verkehr da und man lernt auch etwas mehr Leute kennen.
Die Ketten haben wir schon lange wieder runter, die Sonne hier die schmilzt das Eis auf der Gasse ziemlich schnell weg.
Die Strasse, immer noch die N400, die ist gut in diese Landschaft reingelegt worden. Mir hat einer gesagt, diese Linienführung sei schon vor Jahrhunderten als Pfad benutzt worden. Scheint mir logisch.
Es geht dann mal ziemlich runter und weg aus diesen Bergen und die Strasse folgt dem Fluss hoch in Richtung Hakkari. Der Fluss ist stellenweise noch gefroren und fliesst in der Gegenrichtung zu uns.
Wir fahren mal rechts, dann wieder links vom Fluss. Der heisst Çataksuyu Çayı, glaub ich. Ziemlich ansprechende Gegend zum fahren. Und die Strasse sauber geräumt.
Es gibt dann bald mal so einen wichtigen Rechtsabbieger, grad nach einem Kontrollposten. Der Soldat dort will in den Kühlschrank rein sehen. Das ist mir dann aber etwas neu. Ich öffne den Kühlschrank und die Milch kommt mir grad entgegen geflogen. Das war dann gar nicht gut. Die Strasse war eben etwas holprig.
Da der Kerl offenbar noch nie einen einigen Streich Haushaltsarbeit verrichtet hat in seinem kurzen Leben, denkt der ich würde die Milch jetzt da raus tropfen lassen und mich zuerst um die Bedürfnisse der Türkenarmee kümmern und ihm noch dies und das vorzeigen.
Ich habe ihm definitiv gar nichts gezeigt und reinige fluchend den Kühlschrank und den Boden während hinter uns ein paar schon hupen. Der jetzt etwas unsichere Soldat will mich dauern unterbrechen und zu was auffordern was mir jetzt ganz sicher nicht passt und was mich umso toller macht.
Wer getrocknete Milch schon mal gerochen hat, wird mich begreifen. Das Affentheater nimmt dann weiter an Fahrt auf und ich bin nah dran dem Kerl eine unter den Helm zu schmieren. Und dem Korporal der sich heran schleicht auch gleich noch. Und den Oberhupern hinter uns sowieso auch.
Wir können den Kontrollposten dann verlassen. Der hat weder unsere Pässe noch sonst was gesehen. Eigentlich hat mir die Sache ja irgendwie Spass gemacht. Bloss meine persische Blume findet das weniger gut. Und die nächsten Kilometer muss ich mir ihren Vortrag anhören, so wegen in fremden Ländern und so.
Den Abzweiger erwischen wir natürlich und dann wird’s leicht anders, das mit der Aussicht. Kälter ist es hier auch und leichter Nebel war grad vorhin noch da. Könnte gut auch irgendwo weit oben im Norden von Osteuropa rumliegen, die Landschaft hier.
Die Fahrerei wird immer besser. Bald sind wir in diesem Yüksekova. Die heizen da mit Kohle, entsprechend ist die Luft zum abbeissen. Wir tanken hier bloss Gas nach. Mehr gibt die Stadt heute nicht her.
Endspurt. Die verschneiten Berge im Hintergrund, das sind die letzen der Türkei. Dann ist Iran angesagt. Yoo man. Dann hätten wir das dann auch geschafft. Müssen dann irgendwo noch Milch einkaufen.
Wir halten in sicherem Abstand zur Grenze dann mal an. Wollen noch dies und das etwas schöner versorgen im Bus und meine persische Blume sucht mal ein Kopftuch und so einen doofen Mantel raus. Im Iran tun sich die Frauen etwas verkleiden. Da ist das ganze Jahr über Fasnacht.
Den Grenzübertritt gibt’s dann im nächsten Beitrag. Der ist nämlich ziemlich witzig und den hab ich auf meine Weise genossen. Der Grenzübertritt erfolgt bei Esendere.
Die ganze Fahrt von heute hier in zwei Minuten.