machen
ist immer gut. Mit vielen Bilder oder Videos aus den Gebäuden kann ich diesmal nicht dienen, da hin und wieder das Handy besser weg bleibt. Weil es ohne, alles etwas einfacher macht. Und ich die Geschichte besser geniessen kann.
Also, wir fahren da mal an diese Grenze ran. Ist sehr wenig los bei diesem Uebergang an diesem Abend. Was ich nie begreifen werde in „so Ländern“, die Grenzübergänge sind komplett der fuckup. Statt eine wunderbare Strasse hinzubauen, schöne Gebäue, meinetwegen Cheerleaders an den Strassenränder die den Leuten zuwinken, etwas auf Fassade machen und so…
Die Römer wussten wie das geht. Stichwort Marmorstrassen. Aber das hier, einfach mies im Quadrat. Da will man das Land fluchtartig verlassen. Und auf der anderen Seite, da will man gar nicht erst hin.
Zuerst müssen wir noch in der Türkei ein paar Papiere zeigen, das tun wir. Anschliessend muss meine Blume aussteigen und durch einen ziemlich langen Flur aus Glas in Richtung Iran laufen, während ich parallel im Bus mit Schrittttempo diesem langen Glaskasten entlang fahre. Natürlich winken wir uns zu. Sind ja seit Minuten getrennt. Sie rennt sogar etwas im Flur.
Ich warte mal bei einem Gebäude das so ausschaut als würde man da warten müssen. Ich lasse den Motor laufen. Bin noch auf Türken Gebiet.
Da schlurft dann einer ran streckt frech den Kopf zur Beifahrertüre rein, der Alarm geht ab und ich glaube der furzt vor Schreck. Ich solle aussteigen und ihm folgen. Ich schliesse den Bus ab, stelle den Alarm wieder scharf und folge dem Kerl in das Gebäude am anderen Ende vom Glasflur.
Da steht meine Blume an einem Schalter und zwei Zöllner schauen in einen Monitor rein, ich jetzt hinten am Schalter und schau dann halt auch in den Monitor rein. Die beraten da was und ich finde langsam könnten wir zur Sache kommen. Es ist kalt da in dieser Halle.
Dann geht der Strom aus. Noch flackert es etwas, dann ist für fünfzehn Minuten endgültig kein Licht mehr da. Der Computer aber der läuft weiter. Die haben also eine unterbrechungsfreie Stromversorgung. Hab ich am Server im Atelier auch. Das ist eine sehr feine Sache das.
Das Problem, wir haben keinen Stempel in den Schweizer Pässen. Ich zeig denen zum hundertsten Mal das weisse Stück Papier das wir erhalten haben wo so ein Stempel drauf gedrückt wurde als wir in die Türkei eingereist sind. Wir haben bloss die ID gezeigt. Und das hat seine Gründe. Das Papier ist wegen dem Bus oder so, glaub ich. Im Computer kann ich uns auf jedenfall entdecken. Mit Foto. Interessant das wieder.
Dann wollen die mittlerweilen vier Zöllner mein Iranvisum sehen. Das Visum ist aber eine lange Nummer auf einem anderen weissen Blatt Papier, dass ich bei der Botschaft in Bern von den Iranern, zusammen mit Tee und Kuchen, erhalten habe. Leider gibts das schöne Einklebevisum nicht mehr.
Ich geh dann mal raus zum Bus um eine Taschenlampe zu holen. Dann erklären wir denen, das sei neu das Verfahren mit dem elektronischen Visum, sie sollen beruhigt sein. Verdammt, tun die nur so oder wissen die das tatsächlich nicht.
Das Licht in der Halle brennt wieder.
Jetzt ist die grüne Versicherungskarte gefragt. Ich hol die mal und denke für den Fahrzeugausweis kann er ruhig nochmals fragen. Mir gefällt die Sache da langsam. Und so ist es dann, ich zaubere den Fahrzeugausweis hervor und sie studieren lange die beiden Dokumente. Jetzt wird meine persische Blume gebeten hier zu warten. Ich solle mit einem der Zöllner in den Bus steigen und etwas 300 Meter nach vorne fahren.
Das tu ich dann und weiter vorne verschwinden wir zwei in einem Kassahäuschen wo er wieder was in den Computer eintippt. Ich mache ihn auf einen Schreibfehler aufmerksam, Ducato, nicht Ducatl. Ich finde das sowas von wichtig, da soll man nicht schlampen.
Jetzt muss ich schon wieder den Pass zeigen, weil ein anderer steigt nun ein. Rüchwärts fahren wir dann wieder zurück, wo ich vorher schon mal war.
Jetzt ist alles perfekt. Ich soll jetzt wieder vorwärts fahren bis zur Schranke ran und meinen Blume soll zu Fuss bis an den Zoll der Iraner laufen. Frage mich gerade warum wir nicht aus der Schweiz hergelaufen sind.
Ich fahr also vor und steh vor einem Gartentor, hinter mir geht die Türkische Schranke zu. Dann warte ich eine Weile im Niemandsland. Ein Soldat mit Gewehr steht am Gartentor auf der Seite vom Iran. Nach fünf Minuten hup ich mal, Salam, chubii? Salü und wie gehts? Was besseres kommt mir nicht in den Sinn.
Er meint bloss wait. Ich tu dann noch etwas mehr warten. Endlich tauchen zwei Schatten auf, ein grosser und ein zierlicher. Meine Blume ist schon im Iran und der andere grosse Schatten befiehlt dem Soldaten das Tor zu öffnen. Ich fahr rein. Und halte bei den beiden an. Der lange will reinschauen, das gefällt der Alarmanlage wieder nicht. Ich beherrsche mich stark.
Ich steige aus und muss hinten die Holzbox öffnen, der schaut nicht mal rein. Alles ok. Dann soll ich 20 Meter weiter fahren und dort den Bus abstellen. Mach ich natürlich und geh dann mal in so ein kleines Büro rein, mit allen Papieren vom Fahrzeug und vor allem dem Passage de Douane Dokument.
Einige Schlepper warten vor dem Verschlag und drängen sich mit rein. Und einer setzt sich völlig deplaziert auf den einzigen Stuhl. Ich verscheuch den mal damit meine Blume sitzen kann. Ungehobelter Kerl das.
Der etwas ältere Zöllner in dem Häuschen mit einem Besucherstuhl, grinst wohlwollend in die Runde und wir müssen in die Iraner Halle rüber laufen. Ich muss dann dort quasi rückwärts durch den Personenzoll weil ich ja vorne mit dem Bus durchgefahren bin. Dort am Personenzoll zeige ich meinen Pass, dieses elektronische Visum Nummer und die Sache ist in einer Minute geritzt. Eine Luxustusse will sich vordrängen, ich mach so Wuff, die erschrickt und begreift sofort. Pelzmäntel stehen hinten an, die Zöllner freuts.
Jetzt geht es um die Einfuhr vom Fahrzeug. Man stelle sich vor, eine grosse und eher kühle Halle, da stehen abgeschossene Schreibtische rum und Männer sitzen dahinter. Einer sagt wo wir uns hinstellen sollen, dann kommt noch einer und weil meine persische Blume eben Farsi spricht geht das Theater los. Statt zügig die Geschichte abzuhacken, palavern die, sie macht nett mit und es dauert und dauert und wird nicht fertig. Jeder muss noch seine Weisheit dazugeben. Dann merkt einer dass es ja die vom Instagram ist, dann ist die Fuhre hoffnungslos überladen. Jetzt gehen wir alle etwas Bus anschauen und ich hoffe auf die Alarmanlage. Nachdem wir alle den Bus gesehen haben gehen wir wieder zurück.
Einer der so ein Passage de Douane Papier schon mal gesehen hat füllt das erste Blatt aus, ich schau ihm zu. Er vergisst auf dem Abrissteil einen Stempel, ich zeig im unauffällig die Stelle. Im Iran ist es wichtig dass die Männer das Gesicht nicht verlieren. Da brauchts etwas Gefühl für das Geschlecht mit den haarigen Rücken. Soweit ist nun alles gut, draussen ist des dunkel.
Der Hammer bei der ganzen Geschichte aber war die Alarmanlage. Ein Türke hat den Kopf reingesteckt und das Teil ist ab, der olle Iraner steckt den Kopf auch rein, das Teil geht wieder ab wie die Hölle, ich finde das echt geil.
Jetzt brauchen wir noch eine Versicherung. Und das wird ja dann heiter. Einer will uns so einen deal andrehen, das will ich nicht. Weil jetzt gerade Feierabend ist lassen sie uns ziehen bis runter nach Urmia. Dort sollen wir eine Versicherung für den Bus abschliessen. Wir schwören stark, dass wir das tun werden und endlich fahren wir in die Nacht raus nach Urmia.
Wir sind im Iran. Ich taste mich etwas an den Verkehr ran und merke ziemlich schnell, die beiden grossen Scheinwerfer von Hella bewirken Wunder. Die lass ich bis runter in die Stadt an unseren Liegeplatz in einem ruhigen Quartier brennen. So bleiben mir die Flöhe vom Hals.
Wir kochen was richtig nettes und trinken eine Flasche Traubensaft und gehen schlafen.
Eines der Probleme im Iran, jeder palavert mit aber die wenigsten wissen was Sache ist. Dieses Theater wird uns auf der ganzen Reise begleiten und noch viel anderes, völlig unverständliches Zeugs. Davon dann später.