andere
kommen runter an den Strand. Erstere haben hier ihre Hütten stehen, die Küstenwächter riskieren einen Anpfiff vom alten Soldaten aus der Schweiz, die Radler schlafen auch eine Nacht hier und die anderen stecken maximal einen Fuss in den persischen Golf.
Der Tag weckt uns in etwa so auf. Zeit die Solarpanels auszurichten und Frühstück zu kochen. Das Meer ist recht auf zack, ändert die Farbe je nach Sonnenstand.
Jeden Tag fahren die beiden Fischer her um dies und das an den Netzen zu reppen, oder auch um einfach etwas Tee mit uns zu trinken. Ihnen gehört die Hütte rechts, an die sie anlehnen. Und sie sind die ersten die uns auch die Schmugglersache etwas genauer erklären. Beide betonen sie seien allerdings nicht im Importgeschäft tätig. Dafür staunen sie ab den Besuchern bei uns im Bus.
Über mangelnden Besuch können wir uns nicht beklagen. Die Gegend ist beliebt bei Touristen die entweder zu Fuss oder mit dem Fahrrad anreisen. Die Iraner sind gern unterwegs.
Und die jungen Iranerinnen und Iraner wollen alles wissen. Für diese Jungen bleibt der Westen meistens verschlossen. Die Währung ist rein gar nichts wert, das macht die Sache nicht einfacher.
Traditionelle Musik geniesst hier im Land einen hohen Stellenwert bei den jungen Leuten. Ich staune immer wieder. Das Teil da wird aus einem Ziegenbalg genäht und es lassen sich gar schauerliche Klänge entlocken. Die Musik ist aber fröhlich. Und steht im krassen Gegensatz zur Musik etwas höher im Norden vom Land. Die jammert traurig daher.
Die Flöte, die hat er gut im Griff, finde ich.
Diese Truppe kommt zu Fuss her. Und einer von denen ist ein Belutsche. Wir erhalten schon mal gute Informationen über dieses Volk unten am Golf von Oman. Und nein, die werden uns mit aller Garantie nicht aufessen wollen. Und weil es unten in Belutschistan wenig Bäume hat, lauert auch keiner hinter dem Baum den Touristen auf. Ich mag den Kerl eindeutig. Er ist lustig und weiss gar vieles zu erzählen.
Wie die meisten Strände auf diesem Planeten, bilden diese Küsten gern auch mal die Landesgrenzen. Hier im Iran wird deshalb alles und jeder kontrolliert. Es könnten ja Ware ein- oder ausgeführt werden, ohne dass das Regime in Teheran sich die Taschen füllen kann.
Und was mir gewaltig auf den Senkel geht, die Männer in den Uniformen klopfen gern zur Nachtzeit an unsere Türe. Entsprechend empfangen wir die auch. Der Hammer in der ersten Nacht waren die beiden Soldaten mit dem Moped. Einer hatte den Fuss verbunden, der andere hatte immerhin ein Schnellfeuergewehr dabei. Diese Knarre hebt er hoch, als ich ihn frage ob er eigentlich auch einen Ausweis hätte. Es könne ja jeder mitten in der Nacht hier her fahren und so tun als ob. Entschuldigend hebt er das Schiesseisen hoch um den Beweis vorzubringen, er sei echt.
Immerhin funkt er dann mal endlich seinem Offizier, der solle doch selber diese beiden störrischen Touris im Bus kontrollieren kommen.
Eine halbe Stunde später rauscht der Oberleutnant mit 4 Mann Verstärkung an und der Spass kann beginnen. Der schneidige Offizier studiert sorgfältig meinen Pass. Dann rücke ich den Iranischen Pass meiner Blume raus und ein raunen geht durch die Runde. Ab diesem Zeitpunkt geht die Kontrolle über in ein allgemeines und herzliches Palaver. Die Bande ist in guter Stimmung und ich steh in Unterhosen am „Schalter“ und nach 20 Minuten rumdödeln gehen alle wieder heim und wir schlafen.
Wir verbleiben so, dass sie uns am nächten Morgen frisches Brot runter bringen. Auch der Oberleutnant ist schwer verletzt und trägt eine Halskrause, wenn’s grad niemand sieht. Mit etwas Salbe made in Zuhause, helfen wir aus. Die ganze Geschichte ist irgendwie recht amüsant. Sowas in den USA hätte unweigerlich zu einer wilden Schiesserei geführt. Hier ist das Gegenteil der Fall.
Ein kleines Beispiel in Bild und Ton.
Am nächsten Tag gibt’s einen Rundgang durch unser Haus mit Tee und Gebäck. Statt bloss Brot, hat er auch Butter und Honig mitgebracht. Wir sehen die Jungs noch ein paar Mal diese Tage über. Der leibliche Zustand der Truppe verbessert sich ebenfalls bestens, wir fühlen uns hier wohl. Sie wissen jetzt wer wir sind und das hilft. Immerhin sind wir hier fremd.
Jeder im Dorf oben weiss nun dass wir da sind. Im Iran ist man nie alleine. Dazu müsste man sich schon verstecken. Wir haben alle Hände voll zu tun, arbeiten, wohnen da, gehen kein einziges Mal baden. Bloss kurz mal waschen. Die Tage fliegen und die Nächte sind lang. Und das alles ohne Alkohol. Ich schwörs.
Reisen ist geben und nehmen.