und
stehen jetzt vor dem letzten Tor. Fangen wir mit dem Tag vorne an.
Wir fahren von der Kapelle wieder über den kleinen Pass und finden die Strasse hoch nach Bazargan. Bazargan ist gegenüber von Gurbulak und das ist schon in der Türkei. Ist ein ordentlich grosser Grenzübergang, sieben Tage die Woche und 24 Stunden am Tag geöffnet. Meistens.
Wir fahren alle da hin, Mohamad und Mariam fahren mit. Wir verabschieden uns an einer staubigen Ecke und herzen uns doch so gut wie das unter den Ueberwachungskameras vor dem Zollgelände bloss geht.
Anschliessend fahren wir zur Grenze. Wir sehen sogar Touristen. Was für ein passender Zufall.
Am Zoll lernen wir, das Visum von mir läuft heute ab und das Zolldokument vom Bus ist vor zwei Monaten abgelaufen.
Himmelhergott Stärne Siech nomal, wie konnte ich das vergessen. Logisch doch, die haben den Stempel für drei Monate reingedrückt und nicht für fünf. Hätte und wäre und überhaupt, macht Euro 800, ein kleines Vermögen im Iran, zahlbar hier und sofort und sonst keine Ausreise. Kein Handel und rein gar nichts, der Zollbeamte kennt keine Gnade und lächelt dabei schmutzig.
Ich persönlich hätte bezahlt. Aber nicht meine persische Blume. Die hat den Beamten, von oben nach unten und wieder hoch, gemustert und in einem kurzen Satz was erklärt. Ich glaube das war etwas sehr direktes und ungemütlich muss es auch sein, dann sagt sie zu mir, wir gehen jetzt. Ich bin fertig hier.
Ich bin nur der Fahrer in diesem Augenblick. Wir lassen den Beamten mit seiner mittlerweilen roten Laterne stehen. Irgendwie freut mich das ja schon etwas. Aber das Problem ist nicht gelöst.
Wir laufen zum Bus. Ich frag mal vorsichtig nach was sie dem auch gesagt hätte und sie so, es gibt Sachen die sind nicht zu übersetzen. Wir fahren an den Zoll bei dem wir rein gekommen sind. Die sind etwas normaler dort meint sie. Und somit ist der Fall geschlossen.
Ich starte den Diesel.
Wir fahren rüber nach Serow. Das sind bloss 300 Kilometer. Einfach so vor 2200 Uhr da sein, dann klappt das auch mit meinem Visum. Und nach Van in der Türkei wollen wir eh. Passt alles.
Wir fahren ab und die Gegend ist gar schön. Essen hin und wieder was und halten den Diesel vorne auf Temperatur.
Bald sind wir an der Serow Grenze. Nicht viel los hier. Meine persische Blume findet dann einen der einen kennt der uns einen Standplatz für diese letzte Nacht anweist. Im Zollgelände innen. Nicht draussen. Soviel Farsi versteh ich nun auch schon.
Hier sei es ruhig und Toilettenanlagen hätte es auch. Wir sollen doch morgen antanzen und wegen dem überziehen vom Visum, wir seinen jetzt im Zollfreilager. Das gehe in Ordnung und der mit dem Passage de Douane Ding sei sicher auch zu machen. Einfach nicht zu früh ins Büro rüber kommen. Ab acht ist gut. Besser sei neun Uhr.
Also schlafen wir eine Runde und kein Geräusch weckt uns. Die Sache gefällt mir nun auch wieder.
Kleinere Zollstationen haben Vor- und Nachteile. Nachteile kommen mir grad keine in den Sinn.
Gut, Strom oder so. Wie hier mal in Montenegro. Aber sonst, wird man wohl eher etwas verhandeln könne. Vermutlich. 800 Euro sind doch ein gar stolzer Betrag. Mal sehen was drin liegt. Meine persische Blume ist zuversichtlich.
Und so ist es auch. Ich habe keine Ahnung wieviele Kilometer wir von Büro zu Büro gelaufen sind.
Der Handel geht so vor sich, wir melden uns dann mal im Büro für exotische Dienstleistungen. Dort trinken wir einen Tee. Die drei da drin haben grad nett Zeit und so erzählt meine persische Blume etwas von der Reise und eben auch von dieser Sepa Geschichte und warum wir nun zwei Monate länger geblieben sind. Und die finden die Sache mit der Sepa gar nicht so gut und einer steht auf und schüttelt mir die Hand. Ob ich den Iran noch immer mag, fragt er. Natürlich mag ich den Iran. Politisieren mag ich aber nicht heute.
Jetzt kriegen wir einen Mentor. Er weist uns an in welches Büro als nächstes wir Tee trinken gehen sollen und welche Papiere wir mitbringen sollen. Und ruft dort schon mal an.
Wir laufen nun den ganzen Vormittag hin und her, lernen einen Haufen neuer Leute, Büros und Tee Tassen kennen. Mittlerweilen habe ich ziemlich Druck auf der Blase, dass ich eines der Büros auslassen muss. Und ich habe mir die Zunge verbrannt, weil bei einem ganz kurzen Stop, wo es nur um einen Stempel geht, wollte ich doch den Tee nicht stehen lassen. Weil ich denke, das werde sich ungünstig auf den Ausreisepreis auswirken.
Dann müssen wir zum Chef. Der hat ein grosses Büro und ein grosser Konferenztisch steht mitten drin, mit vielen Stühlen drum rum. Der Schutzplastik ist noch immer auf den Stühlen. Ich kenne das von anderen Ländern auch. Bisher habe ich aber noch nie wirklich herausgefunden warum sie den Plastik nicht wegnehmen. Ich selber würde, der Chef hier aber nicht.
Bei ihm gibt es sehr feinen Tee. Und wir bezahlen nun 200 Euro. Das hat er jetzt gerade bestimmt. Wir verdanken das.
Jetzt müssen wir zur Kasse rüber, dann beim Ausreisebüro vorbei, dann beim Warenzoll schnell reinblinzeln und zurück zum Chef. Und dort wieder alle Papiere zeigen. Es sind immer die gleichen drei Blätter, aber es mehren sich Unterschriften und Bemerkungen.
Der Chef ruft jemand an und der kommt mit uns zum Bus rüber. Er sieht den Bus und ich fahre mit dem Fahrzeug an eines der beiden Zollhäuschen rüber. Pässe zeigen, Passage de Douane abstempeln, allen auf wiedersehen sagen, noch etwas rumschwatzen, etwas Tee trinken, dann fahren wir die paar Meter weiter zu den Türken. Es ist grad Mittag. Ud nicht einer hätte einen Blick in den Bus geworfen.
Ich muss schon wieder pissen gehen. Ich habe sicher 12 bis 14 Tassen Tee getrunken. Stellt euch vor der Zoll wäre in Bayern gestanden. Ich wäre sternhagelvoll.
Während bei den Iranern die Sache einigermassen kurzweilig war, wird die Einreise in die Türkei verdammt langweilig und mühsam. Möchte meinen, skurril wäre auch passend.
Guten Tag Asu und Ernst,
wir haben fast in einem Zug die ganze Reise in den Iran gelesen. Wenn man damit angefangen hat klickt man einfach weiter und weiter.
Ganz herzlichen Dank das alles aufzuschreiben und mit tollen Bildern zu präsentieren.
Wir haben kein Wohnmobil und machen meistens in Europa Urlaub, mehr als 2 Wochen am Stück geht noch nicht. Aber vielleicht kaufen wir uns mal ein kleines Wohnmobil. Uns dünkt diese Art zu reisen ist sehr erhellend.
Mit freundlichen Grüssen
Stefan
Lieber Stefan,
so ein Mobil ist eine praktische Sache. Vielleicht dass ihr mal so ein Teil mietet um zu sehen ob Euch das denn auch passt.
Es kommt halt immer etwas auf die Gegend an, wo man reisen will.
Entweder stehst du völlig alleine irgendwo, oder man ist mit vielen anderen an einem schönen Ort.
Beides ist gut, weil man auswählen kann.
Viel Glück und eine gute Zeit
Ernst (Aschi)
Lieber Stefan, sorry für diese späte Antwort. Ohja, in der Tat ist diese Reiseart recht angenehm zu reisen und leben. Man hat nie wirklich viel dabei, aber man hat alles dabei.
Und je nach Land ist man etwas freier oder dann auch nicht. Beste Grüsse und alles Gute für die Zukunft. Ernst