erwartet.
Die beiden jungen Damen aus dem Iran, die uns in Athen via Sozial Media zum Abendessen eingeladen haben, sind Flüchtlinge. Das wussten wir zum Zeitpunkt der Einladung nicht.
Wir finden das Haus wo sie im Sous-sol eine kleine, blitzblanke Einzimmer Wohnung mieten. Ein grosses Bett, Küchenecke, grosser Schrank, praktisches Bad und die Wohnung ist neu renoviert.
Die beiden Schwestern mögen wohl um die 24 oder 25 Jahre alt sein, gross, lange Haare, schöne Gesichter, sie treten gepflegt auf. Sie sprechen Farsi, die jüngere auch Englisch.
Ich brauche mindestens eine Stunde bis ich den Hintergrund der beiden Schwestern begreife. Und doch kapiere ich nichts. Was ich höre entspricht in keiner Art und Weise was ich unter Flüchtlingen verstehe. Weder an Leib und Leben bedroht, bloss getrieben von Gerüchten, in Deutschland wäre alles besser und angelockt durch 300 Euro pro Monat und Nase, das vom Staat und dessen Steuerzahlern bezahlt.
Treibt die beiden die Abenteuerlust und die Familie bezahlt? Das Argument, dass Anhänger des Sufismus im Iran verfolgt werden, zieht nicht.
Mit einem sauteueren Flug sind beide in Istanbul gelandet und dort von Schleppern zur Grenze nach Griechenland gebracht worden. Mit einem Schlauchboot haben sie über den Grenzfluss Evros übergesetzt, sind in einen nahen Wald gerannt und dort von weiteren Schleppern in Empfang genommen worden. Jetzt wohnen sie in Athen, in eben dieser Wohnung, gemietet von ihrem Onkel aus Deutschland und über Airbnb vermittelt. Zu 600 Euro den Monat. Und warten dort sein vier Monaten bis es weiter geht.
Es ist nicht das Haus in dem sie wohnen. Wir haben den Bus ein paar Strassen weiter vorne bloss abgestellt.
Mir verschlägt es die Sprache. Zähle ich grob mal alles zusammen, für beide reichen 25’000 Euro knapp, bisher. Woher die Kohle auch stammen mag, Ziele im Leben haben beide keine und wir fahren weiter. Unser Ziel ist nicht was wir gehört und gesehen haben. So Zeugs macht mich fuchsteufelswild.
Wir übernachten etwas oberhalb Athen und am nächsten Tag fallen ein paar Schneeflocken lustlos runter. Wird Zeit sich mal um die Fähre nach Kreta zu kümmern.
Hallo ihr Lieben,
auch wenn ich Verständnis für die persönlich frustrierende Situation der beiden jungen Damen habe, ich würde sie nicht als Flüchtlinge bezeichnen, sondern als Migranten.
Liebe Grüße und gute Reise weiterhin!
Max (ehemaliger Flüchtlingshelfer)
Max, da hast du eigentlich recht. Für mich sind es auch Wirtschaftsmigranten. Es fehlt beiden gar nichts im Iran. Verfolgt werden sie auch nicht. Ich frage mich bloss wie naiv man sein kann. Und ob den Summen von Geld für diese Sache habe ich wirklich gestaunt. Ich weiss was „man“ so im Iran mit ehrlicher Arbeit verdienen kann und was die Währung für einen Wert hat. Aber das sprengt sämtliche Grenzen.
Liebe Grüsse
Ernst